Kersten Artus

Bei manch Sozi und Grünem scheint nach der „Niederlage“ in der Bundesversammlung was ausgeklinkt zu sein: Sie beschimpfen die Linken, was das Zeug hält. Wir hätten eine historische Chance vertan, oder: Wir seien politikunfähig. Oder: Wir würden kein Rot-rot-grün wollen, oder – wie ich es heute auf Facebook lesen musste – einige von uns hätten noch die kommunistische Diktatur im Kopf.
Ich bitte mal um mehr Respekt, Leute! Wer ernsthaft die Flausen im Kopf hatte, dass Wulff nicht durchkommt, hat den Boden der Realität verloren. Wer eine historische Chance sah, Schwarzgelb zu stürzen, verkennt die Unbedeutenheit dieser Wahl und den klaren Willen der Eliten. Und die halten (noch) an CDU/CSU/FDP fest.
Ja, ich finde auch, die Menschen haben durch ihre Sympathien mit dem Alternativkandidaten Gauck verdeutlicht, dass ihnen die Regierenden im Land missfallen, dass sie Glaubwürdigkeit und Authentizität wollen und keine Parteisoldaten in hohen Ämtern. Hartz IV, Rente mit 67, Afghanistan, Bankenunterstützung – das wollen die Menschen nicht und das hat sich an der Bundespräsidentenwahl entladen. Das war eindeutig ein positiver Effekt der Rücktritts von Horst Köhler. Entgegen aller Aussagen zur Politikverdrossenheit gibt es sehrwohl den übergroßen Willen, mitzubestimmen! Ein kleines Sommermärchen
Dass nun etliche bei SPD und Grünen Kübel von rhetorischem Dreck über uns ausgießen, ist aber genau das Gegenteil von dem, was viele Menschen wollen. Also reißt euch zusammen, Jungs und Deerns und kommt wieder zur Sacharbeit zurück. Rotrotgrün kann möglich werden, wenn es echte Partnerschaft und Akzeptanz gibt – und die Rückkehr zu sozialen Grundsätzen, die Armut wirksam bekämpfen, keine Arbeitsplätze vernichten und den Spalt in der Gesellschaft zusammenführen. Das würde ich Politikfähigkeit nennen!
Froh bin ich übrigens über das Verhalten der Menschen in meiner Partei: Ich empfinde die Haltunge als sehr geschlossen. Das ist der zweite positive Effekt des Rücktritts von Horst Köhler …