Brauchen wir einen Weltmännertag?

Vor wenigen Tagen fand der Weltmännertag statt. Er wurde in der Presse abgebildet, zum Hintergrund seiner Entstehungsgeschichte habe ich aber wenig gelesen. Michail Gorbatschow rief ihn vor einigen Jahren ins Leben. Hintergrund ist der massive Alkoholmissbrauch in der Sowjetunion gewesen, und die Mahnung gegen die einhergehenden gesundheitlichen Folgen: Krebs (Zunge, Kehlkopf, Speiseröhre, Magen, Darm), Übergewicht, Sucht. Hierzulande wird auch gesoffen, zudem ernähren sich Männer aber auch schlecht, verleugnen Vorsorgeangebote, zeigen insgesamt ein risikoreiches Lebensverhalten, arbeiten sich oft zu Tode. Darüber habe ich anlässlich des Weltmännertages wenig gelesen.

Im Gesundheitsausschuss haben wir vergangene Woche über einen SPD-Antrag entschieden, der sich mit Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen und Kindern befasste. CDU und GAL legten eine etwas abgeschwächte Variante vor. Beide aber wollen „das Problem“ mit Repressionen angehen: Händlern und Wirten, die Jugendlichen Alkohol verkaufen, die Konzession entziehen, den bezirklichen Ordnungsdienst (BOD) verstärkt für Kontrollen einsetzen, Alkohol teurer machen. Die Hundehalter wirds freuen, denn Bello wird wieder öfter unangeleint seinen Ausgang genießen können, ohne aufgespürt zu werden.
Ich habe beide Anträge abgelehnt. Alkoholmissbrauch unter Jugendlichen geht nämlich insgesamt zurück. Das Problem sind die Exzessivtrinkenden, auch Komasäufer genannt. Es gibt bislang keine Aussage über die Ursachen dieses Phänomens. Da sollte Zeit und Geld reingesteckt werden, um das herauszubekommen.

An der Ecke Altonaerstraße/Schanzenstraße entsteht zurzeit ein neues Haus. Es ist verpackt in Folie, sein Gerüst dient als Werbeträger für eine Wodka-Marke. Das Plakat ist bestimmt zehn mal zehn Meter groß. Das ist das Gegenteil von Prävention. Eine Alltagsdroge bekämpft man nicht mit maßloser Werbung einerseits, Kontrollen und Verboten andererseits. Ich setze hingegen auf Aufklärung und Prävention. Die sollte besser ausgebaut werden, als den BOD loszuhetzen. Der Weltmännertag könnte dafür genutzt werden.

Stattdessen lese ich, wie lange Sohnemann im gesellschaftlichen Durchschnitt noch bei Mutti wohnt – fast viel Millionen der über 18-Jährigen sinds – und dass Männer zuviel essen. Das ist auch eine erschreckende Erkenntnis, aber kein Grund für einen Weltmännertag.

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