Jahresempfang der Hamburger Landespressekonferenz: Alles, was sich wichtig fühlte und gesehen werden wollte, trabte in Elysee und ließ sich das Buffet des Ehepaares Block munden: Dora, Hacky und ich kamen als Abgesandte der Fraktion. Der Vorsitzende der Landespressekonferenz, Jürgen Heuer, hielt eine gewohnt launige Rede. Olaf Scholz parierte brav, wie das Tradition ist bei diesen Empfängen: Der Erste Bürgermeister darf zurücklaunen. So ganz ist das nicht gelungen, Scholz weiß ja wohl selbst, dass er weder launig noch witzig ist. Und so legte er den seriösen Schwerpunkt auf die Medien und auf die Pressefreiheit. Ersteres hat er unter seine Fittiche genommen, Medien und IT sind direkt ihm unterstellt und ich bin gespannt, wie die SPD reagiert, wenn wir eine Novellierung des Landespressegesetzes vorlegen werden.
Inhalte sollen nicht umsonst sein, sagte Scholz auch noch und spielte auf das Leistungsschutzrecht an, das die Verlage für sich geltend machen – und nicht etwa den UrheberInnen zu Gute kommen soll. Da hat sich die SPD festgelegt und bedient die Renditen der Verleger und nicht die Einkommen der JournalistInnen. Das war auch nichts Neues, mich hätte es eher gewundert, wenn Olaf Scholz von dieser wirtschaftsliberalen Position abgewichen wäre.
Jürgen Heuer machte eine Bemerkung zur Linksfraktion, die ich bemerkenswert fand: Er sagte, dass „sie“ (die Hamburger Presse?) in 2008 Skandale von der frisch eingezogenen Linskfraktion erwartet hatten, aber das das (leider?) ausgeblieben sei.
Was heißt das? Das journalistische Auge fixiert sich neben der Mainstream-Berichterstattung auf andere Nischen, Togo-Frank, Scheinehen-Bülent und Glatteis-Röder. Die Linke – ist langweilig. So normal. Pöööh.
Ich habe einen der Kollegen gestern abend ausgelacht. Sie haben sich eine Menge guter, berichtenswerter Geschichten vergeben, weil sie nur mit dem Erwartungsauge schauen und nicht mit dem neugierigen, das Unerwartetes sieht. Das ist zwar nicht unser Problem. Aber es zeigt doch, dass auch den Profis oft genug die nötige Distanz fehlt, wenn es um ihre nicht erfüllten Erwartungshaltungen geht.
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