Ich bin gegen die Öffnung der Geschäfte an Sonntagen. Heute ist es wieder soweit: In Hamburg macht die City ab 13 Uhr auf und s wird geshoppt, bis es kracht. Morgen wird der Boulevard gutgelaunte Gesichter einkaufswütiger Menschen zeigen und eine volle Mö. Und die Leiharbeiterinnen aus den Einkaufspassagen und Kaufhäusern heben ihre Füße hoch und wissen, was sie geleistet haben – für 6,50 Euro die Stunde.
Meine Sonntagsarbeit besteht aus der Vorbereitung des Eingabenausschusses. Dafür bin ich neu benannt worden. Ich arbeite mich in die Fälle ein: Es geht um Duldung von Menschen in unserem Land und um Abschiebung in jenes, aus dem sie hergekommen sind. Es geht um Beschwerden von Leuten, die sich bei Behörden beschissen behandelt gefühlt haben und – ihrer Meinung nach – um ihre Rechte betrogen wurden.
Recht haben und Recht bekommen ist zweierlei. Mit dieser alten, banalen Weisheit werden Menschen immer wieder konfrontiert, wenn sie für sich etwas in Anspruch nehmen wollen, Gesetze, BeamtInnen oder SachbearbeiterInnen aber dagegen stehen. Ob meine Arbeit im Eingabenausschuss zu etwas Nutze ist, wird sich zeigen. Die Leute, die sich an den Eingabenausschuss wenden, haben auf jeden Fall andere Freuden, als am Sonntag shoppen zu gehen. Sie hoffen darauf, hier ihr Abitur machen zu dürfen, arbeiten zu dürfen oder bei ihren Kinder bleiben zu dürfen. Insofern ist es auch mir zehnmal lieber, am Sonntag deswegen an meinem Schreibtisch zu sitzen als durch die Europapassage zu schlendern.
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