Danke liebes Fundbüro, dass du mir meinen roten Rucksack wiedergegeben hast. Alles ist noch drin gewesen. Akkus, Netbook, Brigitte-Ausgaben, Lieblingspinzette, neue Elektrozahnbürste.
Donnerstag, 5. Mai. Ich will nachmittags nach Erfurt fahren. Am Freitag treffen sich dort Abgeordnete von Linksfraktionen, die in Petitions-/Eingabenausschüssen tätig sind. Wir wollen im Thüringer Landtag zusammenkommen. Vormittags bin ich im Betrieb, mein Gepäck dabei. Morgens früh war ich noch zum Friseur. Da merke ich in einer ruhigen Minute beim Cappuchino, dass mein roter Rucksack nicht da ist. Und mir wird klar, dass ich ihn in der U-Bahn habe stehen lassen…
Am Telefon hilft mir die Stimme der Hochbahn nicht weiter. Aber unweit meiner Arbeit ist die Hochbahnzentrale. Ich laufe hin und bitte um Hilfe. Die Frau am Empfang versteht meine Not. Und ohne einen Atemzug des Vorwurfes ruft sie alle Bahnhöfe nacheinander an, an denen die U3 mit dem Rucksack vorbei gefahren ist. Hauptbahnhof, Berliner Tor, Barmbek. Aber niemand hat ihn gesehen. Menno: Letztes Abteil, ganz hinten, neben dem rechten Sitz!
Ich sage Erfurt ab. Abends kennt man mich am Fundbürotelefon bereits, denn ich habe laufend angerufen. „Ach Sie, mit dem roten Rucksack. Nein, wir haben hier nur einen blauen Kinderrucksack. Und jede Menge Handys sind abgegeben worden.“ Wer zum Henker lässt sein Handy in der Bahn liegen? Vor kommenden Mittwoch, erfahre ich, wird mein Rucksack – wenn überhaupt, die Chance stehe fiftyfifty – nicht im zentralen Fundbüro aufgelaufen sein.
Mittwoch, 11. Mai. Ich komme in mein Abgeordnetenbüro, liegt da ein Fax – vom Fundbüro. Zugegeben, ich bin sprachlos. Der rote Rucksack ist da! Beim Abholen Personalausweis mitbringen oder jemanden mit einer Vollmacht ausstatten (Holger!). Fünf Euro Gebühr.
Nun isser wieder da, der kleine Ausreißer. Finderlohn konnte ich nicht loswerden, weil kein/e FinderIn angegeben wurde.
Ich werde mich bei der tollen Frau bedanken, die für mich 15 Minuten lang herumtelefonierte – und dafür ein paar andere Anrufende rücksichtslos weggedrückt hat. Der Rucksack geht Morgen wieder mit mir auf die Reise. Nach Fulda. Und jetzt nichts sagen. Kein Wort!
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