Kraft durch Freude“ nannten die Nazis die systematische Kontrolle der Freizeitaktivitäten der Deutschen. Darunter fiel auch das gigantische Bauwerk in Prora am östlichen Ufer von Rügen bei Binz. Über 4,5 Kilometer Länge bauten die Nazis eine Anlage, in der sich 20.000 Menschen erholen sollten, um ihre Arbeitskraft wieder herzustellen. Der Koloss wurde nie in Betrieb genommen, da die Bauten nach Beginn der 2. Weltkriegs eingestellt wurden. Heute erinnert der Komplex an die rassistische Ideologie der Nazis. Sie haben den Arbeits- und den Erholungsbegriff missbraucht und so in das gesamte Leben der Menschen eingegriffen – um sie für die Kriegsproduktion und als Soldaten gefügig zu machen und zu reproduzieren. Die Ausstellung MACHTurlaub, die direkt dort zu sehen ist, informiert über den Bau.
Endlos und trist zieht sich der Bau bis zum Horizont. Wie sich da Menschen erholen sollten, ist mir ein Rätsel. Kern der faschistischen Ideologie war aber Gleichschaltung, nicht Entwicklung von Individualität und persönlichen Bedürfnissen.
Durch einen kleinen Pinienhain kommt man nach wenigen Metern direkt an den Strand – dass er ganz normal heute den UrlauberInnen zur Verfügung steht, ist widersprüchlich. Aber ich finde es gut, dass es eine aktive Auseinandersetzung geben muss, wenn man sich dort aufhält und nichts verdrängt werden kann. Diese Form einer Präsenz unserer Geschichte ist bedeutsam für unsere Zukunft.
Es war beklemmend und ekelhaft, nachzufühlen, wie die Nazis mit KdF von der Gesellschaft Besitz ergriffen haben. Der Besuch von Prora ist mein emotionalstes Erlebnis während meines Rügen-Aufenthalts gewesen. Ich bin froh, dass die Entscheidung gefallen ist, das KdF-Bad zu erhalten – als Mahnmal gegen Faschismus, Rassismus und Krieg.
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