Die Regenbogenflagge hatten wir bereits am Donnerstag am Rathaus gehisst, nun konnte die Parade anlässlich des Christopher Street Days losgehen. Wir hatten alle gehofft, dass es trocken bleibt. Leider erfüllte sich der Wunsch nur zum Teil: Am Sonnabend trafen wir uns um 12 Uhr in der Langen Reihe – und in dem Moment, wo sich die Parade in Bewegung setze, fing es an, zu tröpfeln. Das steigerte sich zum Pladdern. Bis wir am Glockengießerwall angekommen waren, waren wir alle durchnässt. Die erste Reihe, die die Parade untergehakt anführte – dazu gehörten neben Bürgermeister Olaf Scholz auch die gleichstellungspolitischen SprecherInnen der fünf Bürgerschaftsfraktionen -, hielt durch.
Ich bin anschließend nass, aber gut gelaunt, auf den Wagen der ver.di-Jugend (Super Musik!) gestiegen und habe bis zum Ende der Steinstraße Bonbons ins Publikum geworfen. Dann bin ich zu Fuß durch die Mönckebergstraße und haben unsere queeren Linke-Flyer verteilt plus Linke-Kondome der Marke Lustvoll ;-), Linke-Streichhölzer, Taschentücher für rote Nasen, Luftballons.
Dann bin ich nach Hause und habe mich umgezogen – um 16.30 Uhr musste ich auf dem Podium sein zum Polit-Talk am Jungfernstieg. Die anderen gleichstellungspolitischen Sprecher von SPD (Kühn), CDU (Heintze) und GAL (Müller) trugen auch andere Sachen als mittags. Die FDP hatte ihren Bundestagsabgeordneten Müller-Dingsda auf die Bühne gesetzt. Oder er sich selbst? Die gleichstellungspolitische Sprecherin der FDP schaute vom Bier-Stand aus unserer Runde zu.
Lars Peters, Vorsitzender vom Hamburg Pride, moderierte und kam schnell auf unsere Große Anfrage „Vielfalt leben in Hamburg“ zu sprechen.
Meine Punkte in der Diskussion waren: Die Kürzungen, die unter dem Senat mit Ronald Schill vorgenommen wurden, sind weder von Schwarzgrün noch vom neuen SPD-Senat zurückgenommen worden. Einschlägige Fortbildung wird von LehrerInnen nicht genug angenommen, es gibt keine Zufluchtsorte in Hamburg für schwule Männer, die Opfer von häuslicher Gewalt in ihrer Partnerschaft werden, es gibt zu wenig Sensibilisierung für Pflegepersonal, was die Sexualität pflegebedürftiger homosexueller Menschen angeht, die Lesbenpolitik in Hamburg ist chronisch unterfinanziert.
Wir hätten noch gut weiter diskutieren können, aber dann kamen Sturzbäche vom Himmel runter. Zuerst hing die Luftballonkette vor der Bühne, weil die Ballons durch das Waser zu schwer geworden waren; dann fegte das Wasser das Publikum weg und schließlich lärmte der Regen dermaßen, dass wir uns selbst nicht mehr hörten, Den FDP-Mann störte das nicht, er redete immer weiter – endlich mal Bühne! Ein ungewöhnliches Ende einer Podiumsdiskussion, aber – es war CSD – und deswegen tat auch das der Stimmung keinen wirklichen Abbruch. Ich habe dann meine Schuhe ausgezogen und bin barfuß durch die Stadt – das war schön!
Mein Fazit aus diesem Jahr: in 2012 muss DIE LINKE ebenfalls mit einem Wagen auf der Parade vertreten sein. Ich werde einen Antrag auf dem nächsten Parteitag einbringen und hoffe, dafür Mehrheiten zu bekommen!
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