Was heißt denn hier verbieten?

Das Hamburger Nichtraucherschutzgesetz verstößt gegen den Wettbewerb. Stimmt. Darf das Rauchen deshalb wieder erlaubt werden? Nein.
Es gibt gute Gründe dafür, so schnell wie möglich ein komplettes Rauchverbot in öffentlichen und gastronomischen Einrichtungen zu erlassen: Rauchen ist gesundheitsschädlich, jährlich sterben Hunderttausende an den Folgen.

Die Folgekrankheiten schränken die Lebensqualität oft drastisch ein: Operierte Kehlköpfe, Raucherbeine oder COPD (Raucherlunge) sind nur einige Beispiele. Man kann das nicht oft genug sagen, weil Betroffene ihr individuelles Risiko immer unterschätzen.

Frühere Faltenbildung oder auch schwerer verheilende Wunden nach Operationen sind übrigens weniger bekannten Folgen des Rauchens.

Nikotin macht schwerstabhängig: 85 Prozent aller Rauchenden gelten als süchtig. Doch Freizeitrituale und das manipulierte Belohungszentrum im Gehirn erwecken den Eindruck, dass Entspannung und Freizeitverhalten ursächlich etwas mit dem Rauchen zu tun hätten.

Viele Tabakfreundinnen und -freunde glauben daher: Sie könnten selbst entscheiden, ob sie rauchen oder nicht, eine Zigarette würde entstressen. Das Gegenteil ist der Fall.
Rauchen ist ein Wirtschaftsfaktor: Kneipen melden Umsatzrückgänge bei Rauchverboten. Gastronomen haben Angst vor Pleiten. Die objektive Faktenlage sieht anders aus: Die Umsatzrückgänge in anderen Ländern mit restriktiverem Nichtraucherschutz waren nur vorübergehend, neue Gäste brachten alsbald zusätzliche Einnahmen.

Ein absolutes Rauchverbot in Hamburg wäre verkehrt. Das würde bedeuten: Rauchen wäre überall verboten, also auch zu Hause oder auf der Straße. Das wollen höchstens isolierte Spinner.
Konsequenter Nichtraucherschutz bedeutet: Mehr Geld für Prävention, eine Imagekampagne für eine rauchfreie Kindheit und Jugend, aktive Hilfe für ältere und für mittellose Rauchende. Denn wir wissen auch: Besonders hoch ist die Qualmquote unter armen Menschen und Hartz-IV-EmpfängerInnen.
Suchthilfe setzt immer beim Verhalten an. Und dabei, die Sucht vor Augen zu führen.

Daher mag es als Gängelei empfunden werden, wenn Rauchen nur noch sehr eingeschränkt möglich ist. Aber das gesamtgesellschaftliche Interesse wiegt höher.

Die SPD sollte daher nicht bis Herbst warten, bis sie das Urteil umsetzt, sondern schnellstens. Und zwar im Sinne der Volksgesundheit. Auch wenn der Begriff etwas altbacken daherkommen mag, er trifft den Kern des Problems.

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