Nachdem wir den Sueden Fanøs erkundet haben, stand heute der Norden auf dem Programm. Und da fuer heute Regen angesagt war, gingen wir mit dicken, wasserfesten Jacken los.
Der Norden von Fanø ist etwas speziell, denn er besteht im Wesentlichen aus einer mehrere Quadratkilometer grossen Sandbank, den Søren Jessens Sand. Viel kann ich darueber nicht erzaehlen, denn es gibt nicht einmal einen deutschen Wikipedia-Eintrag dazu. Auf Strandguide-Websites wird er als sicher beschrieben. Die Sandbank ist erst seit einigen Jahrzehnten ein fester Bestandteil von Fanø.
Wir musste diese einzigartige Naturlandschaft unbedingt begehen und es hat sich in mehrfacher Hinsicht auch wirklich gelohnt. Der Wetterdienst hatte Unrecht: Die Sonnenstrahlen gingen auf uns nieder, die Jacken schoben wir unter die Arme. Der Wind war lau – obwohl wir uns einige Stunden an der Kueste entlang bewegten.
Viele Voegel begleiteten uns auf unserem Weg. Immer wieder flogen andere um uns herum. Aus einem Baum, der neben der Sandbank stand, rief sogar ein Kuckuck! Bis wir bei der Sandbank angekommen waren, liefen wir durch weiches, sehr feuchtes Gras. Immer wieder wurde diese megagrosse Wiese von morastigen Tuempeln durchbrochen. Unser wasserfestes Schuhwerk war Gold wert.
Die Sandbank wirkte nur auf den ersten Blick wie eine tote, glatte Flaeche. Kleine, mit Kringeln durchzogene Huegelchen verrieten Aktivitaeten der Wattwuermer. Eigenartige kleine Spitzen, die zwei bis fuenf Zentimeter aus dem Sand herauslugten, entpuppten sich als beginnendes Gewaechs. Erlebten wir eine Genesis? Ich fotografierte die Gebilde ehrfuerchtig.
Unsere Augen schauten zum Meer – es war nicht zu sehen. Dafuer aber ein riesiges Schiff auf dem Weg nach England, das ja wohl darauf fahren musste! So riesig ist diese Sandbank.
Kurz bevor uns die Zivilisation an Fanø Bad wieder hatte, kreischten kleine Voegel um uns herum und hoerten gar nicht wieder auf. Was war los? Wir stapften nur durch die feuchten Wiesen. Bis mir klar war: Sie wollten uns von ihren Brutgehegen weglocken. Clever – bei wirklichen Angreifern klappt das bestimmt auch ganz gut. Aber wir sind erstens zu doof dafuer und zweitens waren wir ja auch nicht auf Beute aus. Ich hatte in dem Moment wirklich die Sorge, dass ich in ein Nest trete – und vermisste Warnschilder.
Fanø Bad war das Kontrastprogramm: Ferien-Konzerne haben hier Bausuenden hingesetzt. Eine Beleidigung fuer die Augen. So kann man doch keinen schoenen Urlaub machen? Billig wird das ja trotzdem nicht sein. In einem dann aber wirklich gemuetlichen Lokal inmitten dieser quadratischen Massenhotels konnte wir Bilder betrachten, die uns einen Eindruck von frueher gaben. Da sah das vielleicht toll aus: Ruegen konnte sich da mit seinen Ostsee-Baedern ein packen. Nur eben jetzt nicht mehr. Wenn die daenische Regierung der Insel etwas Gutes tun will, dann sollte sie dafuer sorgen, dass diese haesslichen Kloetze wieder wegkommen.
Wir hatten genug vom Laufen und warteten auf den Bus. Wie er uns nach Nordby zurueckbrachte, war eine Luxus-Tour. Morgen werden uns die Waden weh tun, aber das war es wirklich wert!
Vor unserem Ferienhaus ging ein Reh spazieren. Es schaute uns an als wenn es sagen wollte: Ihr schon? Dann hopste es schnell weg, den weissen Hintern auf- und niederwippend.
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