Die Katastrophe von Duisburg. Schäm dich, BILD!

Während sich am späten Nachmittag die Kunde verbreitet, dass sich auf dem Gelände in Duisburg, auf dem die Loveparade 2010 stattfindet, im Tunnel eine Massenpanik ereignet hat und es (bislang) 17 Todesopfer und mehrere Dutzend Schwerverletzte gab, drückt BILD auf den Auslöser, lichtet die Toten ab, stellt die Bilder online. Darüber steht „BILD kämpft für Sie“.
Die RetterInnen kämpfen um Leben, reanimieren. Die Parade läuft weiter, man will eine weitere Panik verhindern. Makaber finden das viele. Eine Telefonnummer wird über die Medien bekanntgegeben, für Angehörige. Handynetze sind derweil überlastet. Erster Ärger kommt auf, weil offensichtlich der Platz viel zu klein ist für die Menschenmassen. Bereits vor der Katastrophe haben TeilnehmerInnen darauf hingewiesen, wie gefährlich die Enge ist. Das muss nun aufgeklärt werden, Verantwortliche werden gesucht und gefunden werden. Aber: Warum sperrt die Polizei den Tunnel an, während Tausende darin sind?
Das Internet ist nicht ohne Moral, denn es wird bestimmt von UserInnen, die nicht nur konsumieren. Und so sind viele entsetzt, lassen ihrer Wut über das Geschehen, auch und vor allem über die Sensationsgeilheit von BILD freien Lauf. Die Redaktion wird von Protesten überflutet, per Mail, Telefon, auf Facebook und über Twitter. Der Presserat erreichen erste Beschwerden, spontan abgesendet von fassungslosen Menschen. BILD wird sich entschuldigen müssen. Wenigstens. BILD wird LeserInnen verlieren. Hofffentlich. Werden auch AnzeigenkundInnen reagieren – Aufträge stornieren? Wünschenswert.
Um 23 Uhr wummert die Technomusik immer noch. Muss das jetzt noch sein?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert