Warum ich Sarrazins Buch nicht lesen werden

Muss ich, um mitreden zu können, dieses Buch von Thilo Sarrazin lesen? Der Finanzmann steht seit Jahren für eine ganz bestimmte Form von Eitelkeit in seiner Selbstdarstellung, die mit der Reduzierung von gesellschaftlichen Zusammenhängen einhergeht. Was ich ihm neben seiner Manager-Arroganz hauptsächlich aber vorwerfe: Er nutzt seine Popularität nicht, um die von ihm kritisierten Zustände zu beseitigen. Er ist ein Heizer, der immer wieder Kohle nachlegt, aber das Feuer krititisiert. Er bedient den Stammtisch und den Boulevard.

Dass er Mehrheiten in der Bevölkerung bekommt – wen wunderts? BILD bedient sei knapp zwei Wochen die öffentliche Meinung. Die Saat ging auf. In ihrer heutigen Ausgabe penetriert der Springer-Titel gar das Recht auf freie Meinungsäußerung. Dabei wäre eine andere Frage vordringlich: Warum darf sich der Titel eigentlich noch mit einer verminderten Mehrwertsteuer verkaufen? Sieben Prozent gelten, weil Presseerzeugnisse als Grundbedarf der Menschen angesehen werden. Warum BILD einen Grundbedarf erfüllt, leuchtet mir schon lange nicht mehr ein.

Leider gilt der verminderte Mehrwertsteuersatz von sieben Prozent auch für Sarrazins Buch. Das werde ich im Übrigen nicht lesen. Nicht weil ich es nicht aushalten könnte. Ich habe mir schon einige Bücher von Leuten angetan, deren Position ich schwer aushalten kann. Nein, Sarrazins Buch ist mir das Geld nicht wert. Denn es ist schlecht geschrieben, las ich im Magazin der Süddeutschen Zeitung. Wiederholungen von Statistiken, Wiederholungen von Sätzen, falsch geschriebene Namen. Welchen Grundbedarf gibt es an schlecht geschrieben Bücher? Ich habe ihn nicht. Der Grundbedarf dafür ist genauso wenig gegeben, wie an hetzerischen Kampagnen, die unter dem Deckmantel der Meinungsfreiheit geführt werden.

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