Kersten Artus

Zwei emsige Rathaus-Reporter haben eine messerscharfe Analyse geliefert: Die Linke hat keine anderen Sorgen als eine Frauenquote für die Rathaus-Gemälde einzuführen. Aufhänger für die Sensationsgeschichte, halbe Seite, rechts oben, ist meine Schriftliche Kleine Anfrage, in der ich mich danach erkundige, wie Volksvertreterinnen im Hamburger Rathaus präsentiert werden. Die Antwort ist erwartungsgemäß nüchtern ausgefallen. Lediglich die erste Senatorin Hamburgs, Paula Karpinski, und eine Bürgerschaftsabgeordnete, Elsbeth Weichmann, sind auf Gemälden verewigt. Letztere aber nicht als Abgeordnete, sondern als Ehefrau des gleichnamigen Bürgermeisters. Die dritte Frau ist eine Dame aus wohlhabendem Hause, der reichen Kaufmannsfamilie Abendroth. Drei Frauen auf 184 Gemälden – ein bisschen dürftig, oder?

BILD hat zudem richtig herausgefunden, dass die meisten Gemälde Bürgermeister abbilden und schreibt zu Recht: Eine Bürgermeisterin hat es in der mehr als tausendjährigen Stadtgeschichte noch nicht gegeben. Schlimm genug.

Der Bürgerschaft gehörten erstmals ab 1919 überhaupt Frauen an. Es waren 17 an der Zahl, 9,2 Prozent aller Abgeordneten. Helene Lange eröffnete als Alterspräsidentin die erste Sitzung. Warum gibt es von ihr kein Bild? Und was ist mit Magda Langhans? Sie wurde 1946 die erste Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft.

Ob wir keine anderen Sorgen hätten, als die Gemälde im Rathaus, hätte ich leicht beantworten können, denn einer der beiden emsigen Rathaus-Reporter hatte mich vor Weihnachten angerufen und sich investigativ nach der Anfrage erkundigt. Vielleicht hätte es ihm zudem geholfen, wenn er zur vertiefenden Recherche meine anderen 185 Schriftlichen Kleinen Anfragen durchgesehen hätte, die ich in den letzten drei Jahren gestellt habe.