BILD & Guttenberg

Eliten kennen keine Scham. Und Männer sowieso nicht. Eine Margot Käßmann wäre schon lange zurückgetreten, wäre sie derart beim Schummeln erwischt worden wie der Bundeskriegsminister. Sein Adelstitel reichte ihm noch nicht aus, um sich auf der sicheren Seite des Erfolgs und der Macht zu wähnen. Ein Doktortitel, egal wie zustande gekommen, schmückt einen eitlen Fratz.

Herr Guttenberg tritt (bislang) nicht zurück. Er provozierte sogar die Bundespressekonferenz. Erstmals seit ihrem 60-jährigen Bestehen verließ sie geschlossen den Raum, weil Herr von und zu Arrogant nur gegenüber einer handverlesenen Schar JournalistInnen (BILD war dabei!) eine dümmliche Erklärung über Fehler in seiner Doktorarbeit abgab. Er sei außerdem ein junger Abgeordneter und Familienvater gewesen. Ob er nachts auch Windeln wechselte, seine Brut säugte, sie übernächtigt mit in den Bundestag nahm und wiegte?

Seine Glaubwürdigkeit hat er verspielt. Es sei denn, er tritt zurück, setzt sich auf den adligen Hosenboden und schreibt eine eigene, fehlerfreie Doktorarbeit.

BILD war offenbar berührt über die Lügen ihres Lieblings, beschloss geballte Solidarität und setze den Bericht über dessen Mogelpackung erst auf die Seite 2. Die Frontseite „informierte“ über die Gagen von TV-Stars. Heute erlöste das Blatt seine LeserInnen: Alles wird gut, Guttenberg bleibt.
Auf Facabook sammelt sich die Fan-Gemeinde des Herrn in der minütlich anwachsenden Gruppe Gegen die Jagd auf Dr. Karl-Theodor zu Guttenberg. Ich bin da binnen weniger Minuten wieder rausgeflogen und wurde geblockt, weil ich mir erlaubt hatte, ein paar kritische Statements abzugeben. Ob es Karl-Theodor hilft? Ich glaube nicht. Die Rechercheure in den Redaktionen und im Netz sind fleißig und die (überwiegende) Presse kann und wird beweisen, dass sie unabhängig ist. Der Feudalismus ist vorbei.

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