Ehe öffnen, abschaffen, verbieten?

Seit gestern diskutieren viele Menschen auf Facebook und auf mopo.de und auch anderswo über diesen Mopo-Artikel. Allerlei Spekulationen und Interpretationen ranken sich um den kleinen Text. Einige haben meine Pressemeldung (noch) nicht gelesen, die Anlass für die Mopo war, das Thema aufzugreifen. Andere kochen ihr linkenfeindliches Süppchen, um ihre Ergüsse auszukippen. Viele finden die Intention des Textes gut. Ich bin gebeten worden, noch einmal darzulegen, wie ich das nun gemeint habe mit der „Abschaffung der Ehe“. Das will ich gern tun.

Niemand fordert ein Verbot der Ehe. Wir Linke sind für die Öffnung der Ehe, so dass es keinen Unterschied mehr gibt zu anderen Zusammenlebensformen, egal ob schwul-lesbisch, Transgender, Patchwork, Einelternfamilien, Dreierkonstellationen, Freundinnen, nicht-verwandte Generationenbündnisse. Nun sage mir mal einer, warum die Ehe doch dann noch privilegiert hervorgehoben sein soll? Spätestens dann hat sie sich doch erledigt?
Nicht erledigt haben sich und werden sein Rituale, mit denen Menschen bekunden, dass sie zusammenleben, sich lieben und zusammen bleiben wollen. Mit Gelübden, Versprechen, großen Feiern und Flitterwochen. Mit Ringen und allem drum und dran. Ich glaube, das menschliche Bedürfnis, sich öffentlich einander zuzusagen, wird immer eine große Bedeutung haben.

Religiöse Menschen werden sich zum Beispiel auch dann immer noch mit dem Segen ihres Gottes trauen lassen, da bin ich sicher.

Die Ehe ist für nicht wenige Menschen aber leider auch ein Ort des Schreckens, des Zwangs. Das Ehegattensplitting diskriminiert. Der Begriff „EhepartnerIn“ wird leider von vielen Menschen so definiert, dass sie Besitzansprüche am ihm/an ihr hätten. Dass sie zum Beispiel über dessen/deren sexuelle Selbstbestimmung bestimmen dürfen, und über deren Geld, Freizeit und Hobbys oder Freunde. Die Ehe ist nun wahrlich kein Hort der Gleichberechtigung, kein Ort der individuellen Entfaltung. Und am Ende verdienen AnwältInnen auch noch eine Menge Geld, um die Scheidung zu gestalten.
Das aber, das hat alles nichts damit zu tun, das viele, viele Menschen glücklich zusammen alt werden, dass sie eine tiefe Bindung haben, dass sie sich bedingungslos aufeinander verlassen können. Das liegt aber nicht an der Ehe, sondern an der Liebe und Freundschaft, die diese beiden Menschen miteinander entwickelt haben.

Die Linke ist für die Gleichstellung aller Lebensweisen als leitendes Prinzip der Politik – und ich glaube, wir haben noch einen langen Weg vor uns, um das zu erreichen. Die Eingetragene Lebenspartnerschaft gleichgeschlechtlicher Paare war ein Baustein. Dabei darf es nur nicht bleiben.

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