Demokratie als Prinzip

Der dritte ver.di-Bundeskongress mausert sich als beispielhafte Veranstaltung für Demokratie und Transparenz. Die aufwendige Antragsberatung wird mit Ruhe und Solidarität geführt, die Diskussionskultur ist sachlich und dennoch voller Leidenschaft.

Bis in die Nacht berieten die Delegierten über die Rolle der Bundeswehr. Personalräte traten auf, Friedensbewegte, Alte, Junge. Versteht sich ver.di auch als Interessensvertretung der SoldatInnen und der zivilen Beschäftigten? Ja. Aber dennoch sind wir gegen Auslandseinsätze, gegen Waffenexporte, gegen die Militarisierung der Köpfe durch Werbung der Bundeswehr an Schulen. Diese Widersprüche auszuhalten, erfordert Respekt. Und dies hat der Kongress gezeigt.
Wer die Interessen von Menschen vertritt, die auf abhängige Beschäftigung angewiesen sind, muss sich mit der Identifizierung durch Arbeit, mit Loyalität und mit Liebe zum Beruf auseinandersetzen. Ausbeutungsverhältnisse haben immer einen Doppelcharakter. Und den gilt es, zu erkennen und mitzudenken. So ist es auch der alltägliche Kampf der Betriebs- und Personalräte, gegen so genannte freiwillige Überstunden zu argumentieren. Und es ist auch der Streik, der bedeutet, sich gegen die Zwänge zu entscheiden, die dieser Doppelcharakter auslöst.

Sich einzusetzen für gute Arbeit und für Frieden bedeutet, politisch zu denken und zu handeln. Das eine geht nicht ohne das andere. Wer meint, nur Interessenvertretung zu sein, muss scheitern, denn dies bedeutet reine Klientelpolitik. Deswegen muss sich auch der Personalrat der Bundeswehr überlegen, was das eine mit dem anderen zu tun hat. Und mit den KollegInnen in die Diskussion gehen. Der Kongress hat ihm sowohl methodisch wie inhaltlich die Tür geöffnet. Ich hoffe, er geht hindurch. Fotos vom Kongress.

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