BILD und die Frauen

Ich gebe zu, ich habe mich amüsiert. Die BILD von Freitag hatte Unterhaltungswert. Warum? Die Kolleginnen von BILD hatten am 8. März frei, das Blatt wurde ausschließlich von Männern produziert – und das Ganze als Experiment angekündigt. Glaubt man den Kollegen, ging es gründlich schief: Termine wurden versemmelt, Kreativitätsmängel stellten sich ein, Identifikationskrisen traten zu Tage.

Dennoch: So sicher, wie die Postille vier Buchstaben hat, ist es, dass die 8.-März-Aktion keine unüberlegte gewesen ist.
BILD verliert an Auflage. Die BILD-Bundesausgabe (Mo-Sa) verkaufte sich im letzten Quartal 2.737.268-mal im Durchschnitt täglich (IVW, 4/11). Das ist ein Verlust von über zehn Prozent zu vor zwei Jahren. An Erlösen war das für den Springer Verlag höchstwahrscheinlich kein Verlust, weil der Preis erhöht wurde. Doch hat der Titel ein Problem. Wo sind also Potenziale? Bei den Frauen: Die Leserschaft besteht zu 63 Prozent aus Männern (Wikipedia). Also muss BILD weiblicher werden!
Was bietet sich besser an, als ein Marketing-Gag zum 8. März? Die Frauen bekommen frei, die Männer sind gaaanz hilflos, die taz-Chefredakteurin bringt Kaffee vorbei, die Seite1-Nackte fliegt vom Titel.

Springer kann und wird BILD kaum gendergerecht produzieren. Und wenn die schwarze Alice noch zehnmal Werbung für den Titel macht, auch wenn die 8.-März-BILD 2013 womöglich mit lila Logo erscheint. Es wird weiterin Sexismus und tradierte Rollenbilder im Blatt geben. Frauen werden in BILD zickig sein, wenn sie streiten oder sich durchzusetzen wissen. Brüste, Nippel und Schmollmünder werden auf den Seiten 2 bis 20 zu sehen sein. Wir werden auf Schlampen, Flittchen oder Nymphomaninnen, Muttis, Huren, Rabenmütter oder Karrierefrauen reduziert werden.

Ein Blick hinter die Inszenierung offenbart rein kaufmännisches Interesse. Springer feierte erst vor wenigen Tagen Rekordgewinne. Man sollte das wissen. Auch wenn es Spaß gemacht hat, die Freitags-BILD zu lesen. Humor ist, wenn man trotzdem lacht.

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