Internorga: Fachpublikum – Prost!

Ich war gestern auf der Internorga, der Leitmesse für den Außer-Haus-Markt. Es ist fast unmöglich, auf diese Messe zu gelangen, wenn man nicht Fachpublikum ist. So musste ich zu drei verschiedenen Leuten, um ein Tagesticket zu einem Preis von 28 Euro zu erstehen.

Es war viertel nach vier, die Messe ging bis 6, und mir kam schon viel Fachpublikum entgegen, mit gefüllten Plastiktüten, bunten Halsbändern und schlaffem Blick. Anstrengend ist so ein Messebesuch! Ich wollte trotzdem rein.

Die Infoschalter-Frau schickte mich zum Einlass-Mann. Der verwies auf die Kassen-Verantwortliche. Die schnappte sich meinen Bürgerschaftsausweis und zeigt ihn einem weiteren Herrn. Beide studierten das Stück Plastik. Schließlich schob sie mit einen Block mit vorgedruckten Zeilen zu, ich schrieb meine Identität nieder. Ich bekam das Ticket!
Gleich vorne an hatte die NGG-Jugend ihren Stand. Gewerkschaftliche Kampfenten schwammen im Wasser und wurden als Willkommens-Geschenk an neugeworbene Mitglieder verschenkt.

An vielen Ständen konnten Lebensmittel getestet werden. Einen extra Bereich hatten die Großküchen und die anderen Hersteller von Geräten, die man so braucht, wenn man Essen und Trinken für viele Menschen zubereitet und damit Geld verdient.

Ich probierte einen Mini-Becher Café Latte, ein Eckchen Curry-Falafel, aß eine Probe Hähnchen, die in Wahrheit nicht aus Fleisch bestand, sondern aus Milch und Pflanzenfaser. Schmeckte leider wie echt. Das sich nicht übermäßig drängende Fachpublikum ging gelassen durch die Reihen, beriet sich mit den Ausstellern. Irgendwie war gar nicht so viel los. Wo waren die denn alle? Auch ich wurde angesprochen, wo ich denn tätig wäre. Man ließ von mir ab, als ich wirtschaftspolitische Sprecherin sagte.

Ich war aus politischem Interesse da: Der Messe in Hamburg geht es nicht gut, die Hallen sind unterausgelastet. Als bekannt wurde, dass die Windmesse von Schleswig-Holstein nach Hamburg wechselt, brach fast ein Bürgerkrieg unter den benachbarten Bundesländern aus. So müssen die Ritter damals aufeinander eingedroschen haben, als sie sich gegenseitig die Bräute aus den Burgen klauten und es noch keine Zeitungen gab.

Politische Themenangebote fand ich – außer die NGG-Jugend – auf der Messe nicht. Vielleicht waren sie auch zu versteckt. Oder ich habe nicht mitbekommen, wo die wirklich wichtigen Gespräche stattfinden und Themen gewälzt werden.

Vielleicht im ersten Stock? Da war der Lärmpegel recht hoch.
Hier traf sich also das Fachpublikum: Zu Biergärten gestaltete Messestände zogen die vorwiegend männlichen, Schlips tragenden, Experten an wie Scheißhaufen die Fliegen. Nüchtern waren nur noch wenige. Aber: Stammtisch mit Niveau!
Ich verließ nach einer knappen Stunde die Messe. Um 28 Euro ärmer und inhaltlich um nichts bereichert. Wollt ihr die Internorga nicht haben, liebe Schleswig-Holsteiner? Ist wie Frauentausch

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