Henri-Nannen-Preis: Was ist der Skandal?

Hans Leyendecker, Klaus Ott und Nikolas Richter von der Süddeutschen Zeitung haben den Henri-Nannen-Preis abgelehnt. Sie hatten ihn zusammen mit Nikolaus Harbusch und Martin Heidemanns von der BILD in der Kategorie Investigation verliehen bekommen.

Branchendienste und Zeitungen meldeten kurz danach: Skandal – Preis abgelehnt!

Ist es ein Skandal, einen Preis abzulehnen? Sich dem Votum der Jury des rennomierten Henri-Nannen-Preises zu verweigern? Vor 1.600 geladenen Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kultur Nein zu sagen für eine Büste, die zwei Minuten vorher die Kollegen von Springers Frontblatt entgegen genommen hatten?
Das ist kein Skandal, das ist ein gutes Recht. Man muss nicht alles nehmen, was einem angeboten wird. Man darf sich immer aussuchen, was man wert sein möchte. Welchen Wert hat die sensationelle Story der Journalisten der SZ, die aufgedeckte „Formel-1-Affäre“ bei der BayernLB, wenn sie mit der Aufdeckung der Privatkredite des ehemaligen Bundespräsidenten verglichen wird?

Es ist BILD noch nie um guten Journalismus gegangen. Es geht ihm um mediale Kampagnen und darum, Geschichten zu erfinden und zu steuern. Die Beliebigkeit ist groß.

Der Skandal ist ein anderer. Die Verleihung des Preises an BILD. Es rede sich keine/r raus, der Preis sei ja nur für die Geschichte und die investiative Leistung verliehen worden. Das wäre ein dummes Argument.

Der Henri-Nannen-Preis ist ein Glücksfall für Springer. Wulff ein Glücksfall für BILD-Chefredakteur Dieckmann. Wulff und BILD waren jahrelang wunderbar miteinander klar gekommen. Eine tolle Geschäftsbeziehung. Etwa wie sich der ehemalige US-Präsident auch mit Osama Bin Laden immer gut verstanden hat, um Öl-Geschäfte zu machen, bis er ihn zum Oberschurken ausrief und zur Todesjagd blies. Der Unterschied zu BILD: Bush konnte 2009 abgewählt werden.

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