Ein Wochenende in Berlin

Verdammt, ich habe eigentlich überhaupt keine Zeit. Und nun bin ich in Berlin, in einem Hotel am Alexandersplatz (Zimmer zum Hof, ein Glück!). Es findet ein Bundestreffen der AG betrieb & gewerkschaft statt, mein Zusammenschluss in der Linken. Regelmäßig treffen wir uns, kommen aus allen Bundesländern zusammen (Sind die Bayern diesmal eigentlich dabei?).

Und ich habe eigentlich keine Zeit. Montag und Dienstag ist Eingabenausschuss, ich habe zwei Berichterstattungen. Mittwoch und Donnerstag tagt die Bürgerschaft, unser Geschäftsführer hat mir drei Debatten zugeordnet. Freitag sitzt der Haushaltsausschuss, der Einzelplan 7, Wirtschaft, steht auf der Tagesordnung. Was soll ich in Berlin?
Das Parlament zerrt gnadenlos. Die Termine takten mein Leben. Für den kleinen Luxus, an der Verleihung des Radiopreises teilzunehmen, habe ich vorgearbeitet. Dieses Treffen in Berlin ist kein Luxus. Es ist meine Parteiarbeit. Was wäre die Parlamentsarbeit ohne? Ganz einfach: mehr Zeit.
Wir beschäftigen uns diesmal mit der Jugend. Besser: Mit den jungen Erwachsenen, die in der Ausbildung oder im Studium stehen, Interessenvertreter_innen oder aktiv in ihrer Gewerkschaft sind. Aus fast jedem Bundesland sind daher Teilnehmende unter 30 Jahren dabei.

Bereits gestern Abend saßen wir zusammen, Essen im Brauhaus – Leber, Haxe, Wiener Schnitzel. Ich bestellte Soljanka und Salat. Und Berliner Weiße, eine in rosa, eine in grün.
Das war sehr nett, lustig – kein Generationenkonflikt. Davon wird uns nämlich immer wieder erzählt. Die Gewerkschaftsjugend muss oft genug gegen die Erwachsenen kämpfen, meistens geht es ums Geld. Es geht aber auch darum, beteiligt zu werden, rechtzeitig, ernsthaft, mit der Möglichkeit, wirklich Einfluss zu nehmen. Es geht oft darum, dass Hauptamtliche über die Köpfe der Ehrenamtlichen bestimmen, was gemacht wird. Das geht nicht! In jedem Alter nicht.

Junge Leute lassen sich das nicht gefallen. Schlimmstenfalls hören sie bald auf, sich gewerkschaftlich zu betätigen. Bleiben allein mit der Leiharbeit, mit der Befristung, mit dem Chefdespoten. Dann jammern die Alten, dass sich die Jugend nicht engagiert. Selbst Schuld, finde ich, und zwar seit Jahren (Ich war ja auch mal jung, da hat der Gewerkschaftssekretär auch schon unsere Flugblätter zensiert.)

Natürlich ist das nicht der einzige Grund, warum sich junge Leute heute schwerer gewerkschaftlich organisieren, als noch vor 100 Jahren. Es ist nicht einmal der Hauptgrund. Aber es ist schlimm genug.

Wir sind an diesem Wochenende zusammen gekommen, um die Themen der Jugend zu besprechen. Wenn ich nochmal behaupte, dass ich dafür eigentlich keine Zeit habe, dann haut mich.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert