Hummel, Hummel!

Der große Raum war bereits weihnachtlich geschmückt. Für mich stand ein Plüschohrensessel bereit, ein Wasser und ein Mikrophon. Einige Dam- und Herrschaften des Elisabeth Alten- und Pflegeheims warteten bereits auf mich, als ich viertel vor zehn dort ankam, aber immer mehr BewohnerInnen fuhren mit Rollator oder Rollstuhl an mir vorüber. Einige stützten sich an den Armen der PflegerInnen. Bald 30 ZuhörerInnen waren es am Ende.

In der Glasvitrine der Einrichtung war ich angekündigt: Bundesweiter Vorlesetag mit der Vizepräsidentin der Hamburgischen Bürgerschaft.
Drei Mal hatte ich bis jetzt aus diesem Anlass vorgelesen, jedes Mal vor Kindern – in einer Kita, einer Schule, dem FLAKS. Aber auch ältere Menschen hören gern zu, vor allem, weil es die Augen ja oft nicht mehr machen. Darum habe ich mir diesmal ein Alten- und Pflegeheim ausgesucht.

Die Wahl des Buches fiel mir schwer. Eigentlich wollte ich Oliver Twist lesen, doch die Geschichte ist natürlich viel zu lang. Und auch sehr traurig.
Also entschied ich mich für Kurzgeschichten aus dem Buch „Hamburg schmunzelt“. Erzählungen aus frühen Zeiten, neuntes Jahrhundert, 16., 17. und 18. Jahrhundert. Alle drehen sich ums Essen und Trinken – um Bier, Kümmel, Leberwurst, Stör, Hering, Lachs und Aalsuppe. Um die Liebe und ums Raufen. Auch der alte Zwist mit Bremen kam nicht zu kurz. Handelnde Personen sind Missionare, Könige, Gastwirte, Fischer, Brauer, Zuckerbäcker, Schlachter, junge Frauen. Was jeweils geflunkert ist oder nicht, da bin ich mir nicht so sicher gewesen. Das war aber meinem Publikum mir mir letztendlich egal. Immerhin fast eine Stunde hörten sie mir zu und auch ich hatte meinen Spaß.

Die letzte Geschichte handelte vom Hamburger Original „Hummel“. Fast gemeinsam sagten wir am Ende zusammen: „Mors, Mors!“ Und ich weiß nun auch endlich, warum der Hummel Hummel heißt.
Wer das auch wissen will, kann mich ja auch mal zum Vorlesen einladen. Die Latte hängt allerdings nun hoch: Zum Abschied bekam ich einen wunderschönen Strauß Rosen geschenkt und durfte das Heim auch noch besichtigen. Ich bin bestimmt nicht das letzte Mal dort gewesen.

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