Weder Steinbrück, noch Merkel!

Was zeichnet eine/n gute/n Politiker/in aus? Ehrlichkeit, Glaubwürdigkeit, Überzeugungskraft gehören mit Sicherheit dazu.

Fleiß, würde ich noch hinzufügen. Und: Steh-, bzw. Sitzvermögen – ein langer Atem. Es kommen noch ein paar weitere Attribute hinzu. Auch, dass man Ahnung von dem hat, worüber man redet.

Das alles trifft offenbar auf Peer Steinbrück zu. Ist er damit ein guter Politiker? Kann man der SPD die Stimme geben, wenn der Bundestag im September neugewählt wird?

Ein paar Gedanken dazu.

Dass der Bundeskanzlerinnenkandidat der SPD, Steinbrück, ehrlich ist, bezweifelt niemand. Zu ehrlich, mögen seine Fans sagen, denn seine Vorliebe, über Geld zu reden, kommt beim Wahlvolk nicht an. Nicht, weil er gern über Geld redet, sondern wie er darüber redet.

Nun regt sich der Seeheimer-Kreis, die neoliberale Truppe in der SPD, darüber auf, dass die Medien ihren Kandidaten so schlecht darstellen. Nebensächlichkeiten würden aufgebauscht, heißt es. Das würde mich auch ärgern, wenn ich die wäre. Ist Geld eine Nebensächlichkeit? Für Millionäre vielleicht, für Hartz-IV-EmpfängerInnen nicht.

Böse Medien. Man kann sie nicht oft genug schelten, ich mache das ja auch mit Vorliebe. Aber in diesem Fall hat sie die Stimmung im Volk richtig erfasst.

Was läuft also falsch bei Steinbrück?

Die SPD hat einen Kandidaten ins Rennen geschickt, der genau das repräsentiert, was die SPD spätestens seit der Schröder/Fischer-Regierung ausmacht: Wirtschaftsfreundlich, arbeitnehmerfeindlich, Kriegspartei.

Steinbrücks Art, über Geld zu reden, zeigt, was er für einer ist. Dass man dem nicht glaubt, dass er das Soziale kann, verstehe ich. Das eine schließt das andere aus. Das denke nicht nur ich, das denken viele. So dumm sind die Menschen nicht. Ich finde es daher gut, dass Steinbrück so ehrlich ist, unverbogen und direkt.

Steinbrück ist Millionär. Da kann man zumindest von ausgehen. Das sollte man ihm nicht vorwerfen, und ich halte wenig von der Weisheit, das Geld den Charakter verdirbt. Ich glaube ja eher, dass der Charakter schon verdorben ist, und die Methoden, mit denen jemand reich wird, genauerer Betrachtung bedürfen. Diese sind im Zweifel unmoralisch. Für eine Rede 15.000 Euro Honorar einzusacken, finde ich fragwürdig – wenn es nicht der Haupterwerb ist.

Bundestagsabgeordnete, die zusätzlich Einnahmen haben, sollten diese daher nicht nur komplett offen legen müssen. Sie sollten die Knete ab einer bestimmten Grenze vielmehr abführen! Wir müssen uns dringend darüber unterhalten, wie viele Einnahmen Bundestagsabgeordnete haben dürfen. Wir müssen sie begrenzen.

Wenn dann das Bundestagsmandat für einige nicht mehr attraktiv ist – na, dann kommen vielleicht (endlich) andere dort hinein: ArbeiterInnen, HandwerkerInnen, das normale Volk. Hieß es früher nicht mal „Volksvertretung“? Ist lange her.

Steinbrück hat sich unwählbar gemacht, auch für viele SozialdemokratInnen. Damit ist Angela Merkel nicht die bessere Alternative. Auch wenn die Medien derzeit so tun, als sei sie „die mächtigste Frau Europas“. Ach was, der Welt!

So einen Blödsinn habe ich selten gehört, dafür gehören die Medien zum Beispiel gescholten! Da werden nämlich nur nationalistische Gefühle bedient: „Wir haben die mächtigste Frau der Welt – wir sind die Mächtigsten“. Stolz sein können wir darauf, das Niedriglohnland Europas geworden zu sein. Das schwarze Loch, das alles in sich hineinsaugt.

Betrachtet man die Arbeitslosigkeit in Europa, die nie schlimmer war, muss man sagen: Merkel, Du bist eine Pleitegeierin, Du hast Europa in den Abgrund gerissen. Es geht vielen Ländern immer schlechter. Wenn Du tatsächlich so mächtig bist, so viel Einfluss hast, bist Du dafür verantwortlich. Dafür gehören Du und CDU/CSU/FDP abgewählt! Und Dein ehemaliger Finanzminister darf Dich auch nicht ablösen.

Die SPD wäre gut beraten, sich eine neue Kandidatin zu suchen. Ja, ungegendert: Kandidatin! Es wird Zeit für eine weitere Frau. Ich habe keine Lust mehr auf dieses Macho-Troika-Modell. Eine Frau macht es ansich noch nicht besser, das sehen wir an Frau Merkel. Aber die Suche nach einer dürfte sich – in diesem Fall – lohnen. Ansonsten, seid gewarnt, kommt DIE LINKE wieder mit einer großen Präsenz ins Parlament.

Hmmm, sollte ich denen nun doch weiter den Steinbrück wünschen? Nein, mein Masochismus ist endlich.

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