WG-Zimmer gegen Sex: Ein Anruf und seine Folgen

Letzte Woche rief mich eine aufgeregte Frau an. Ihre Mitbewohnerin will nach Hamburg ziehen. Am besten in eine WG, weil sie nicht so viel Geld für die Miete hat. Auf das erste Inserat, auf das sie antwortete, kamen zweifelhafte Rückfragen: Ob sie ein Foto von sich hätte? Ob sie solo sei, und offen? Auch ein weiteres Inserat war mit zweifelhaften Angeboten bestückt – Gegenleistungen wären „erwünscht“.
Klar waren die Frauen sauer. Und noch verärgerter waren sie, dass sie in Hamburg keine Ansprechstelle gefunden haben, die ihre Beschwerde entgegengenommen und behandelt hätte. Daher war es auch genau richtig, dass sie an mich verwiesen wurden. „Sie sollen sehr engagiert bei Frauenthemen sein“, wurde ich ihnen empfohlen. Stimmt!

Ich habe daraufhin eine Anfrage an den Senat gerichtet. Und der hat jetzt geantwortet. Es ist offensichtlich: Der privatisierte Wohnungsmarkt treibt seine Blüten, die Wohnungsnot wird schamlos ausgenutzt. Ich frage mich, welche Frauen auf diese Angebote eingehen – oder unbedarft in die Falle tappen. Ob das neue Hilfstelefon für Frauen eine Anlaufstelle sein wird, die kompetent weiterhilft, muss sich nun herausstellen.

Mir wäre es lieber, es gäbe ausreichend günstigen Wohnraum. Damit die Menschen, die in unsere Stadt kommen, auch eine gute Unterkunft haben. Und sexuelle Ausbeutung nicht mit der Übergabe des Wohnungsschlüssels beginnt.

Ich appeliere an alle, denen etwas Ähnliches passiert: Lasst Euch das nicht gefallen!

Ein Kommentar

  1. Kersten Artus sagt:

    Robert Wiedemuth – #1 – 16.03.2013 13:13 – (Antwort)

    Wohnungsofferten gegen Dienstleistungen hat und wird es immer geben. Dies findet jedoch ihre Grenzen, wenn solche Handlungen sexueller Art als Gegenleistung verlangt werden. Dies gilt sowohl für Frauen als auch für Männer. Hier sollte der Hamburger Senat nicht bagatellisieren sondern prüfen und feststellen, dass es sich dabei um eine besonders schwere Form der Nötigung und Beleidigung handelt, die zwingend eine Haftstrafe erforderlich macht. Hier sollte der Senat sein Handlungsfeld sehen.

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