Fahrradausflug auf dem Steak

Als wir heute aufwachten, war Esbjerg verschwunden. Die Wolken hingen sogar so lief, dass der selbst der Deich vor der Fahrrinne nicht mehr zu sehen war. Dafuer herrschte Windstille – ideales Fahrradwetter also. Ein Blick auf die Karte – und wir entschieden uns zur grossen Tour – einmal bis ans Ende der Insel fahren, nach Sonderho.

Schaut man sich Fanø auf der Karte an, koennte man sie fuer ein Steak gehalten. Am linken Rand eine Fettschicht (Strand), dann Fasergewebe (Wege) und schieres Fleisch (Landesinnere). Wir fuhren neben der Fettschicht auf gut ausgebauten Fahrradwegen. Wir haetten auch auf der Strasse fahren koennen – waehrend der 13 Kilometer fuhren nicht einmal fuenf Autos an uns vorbei.

Sonderho ist ein Ortschaft, die aussieht, als waere sie fuer einen Film als Kulisse aufgebaut worden, der 300 Jahre in der Vergangenheit spielt: Uralte, aber gut erhaltene Reetdachhaeuser stehen dicht an dicht, jedes sieht anders aus, die weissen Holzzaeune sind schenkelhoch, jede Latte endet spitz. Am Ende des Dorfes riecht es faul – das Watt beginnt, das stehende Gewaesser mueffelt nach verdorbener Flora. Es ist ein weites Schutzgebiet, das den Tieren ungestoerte Lebensmoeglichkeiten goennt, und gestressten UrlauberInnen Ruheoasen.

In einem Restaurant machen wir Halt. Viele dicke, grosse Stoffbaeren sitzen auf den Stuehlen vor dem Gebaeude. Vor ihnen liegen einige Lollis. Im Gastraum sitzen ebenfalls Baeren herum, einige haengen schlaff nach hinten, andere lehnen sich nach vorne. Ein grosser Topf mit Lollis laedt zum Naschen ein. Ich greife zu.

Wir werden in perfektem Deutsch begruesst, aber was wundert mich das. Hier sprechen alle gut Deutsch. Ich allerdings spreche kein Daenisch. „Hey“ und „Heyhey“ kann ich. Naja, und „Tak“. Das ist ziemlich duerftig, aber es ist hier einfach nicht noetig, daenisch zu koennen. Trotzdem habe ich mir diesmal ein kleines Woerterbuch fuer TouristInnen gekauft und lese im Vorwort, dass Daenisch eine Wissenschaft fuer sich ist, vor allem die Aussprache. Ich hatte es geahnt. Da ich ueberhaupt kein Sprachentalent besitze, beschliesse ich, das Woerterbuch nicht weiter zu durchstoebern. Eine 50-Kronen-Fehlinvestition.

Wir trinken zwei Kaffee Latte und fahren wieder zurueck. So langsam kommt die Sonne durch, die Wolken verschwinden aber erst, als wir wieder in Nordby angekommen sind. An Fruehkartoffeln, einer Sosse Bearnaise und frischem Salat essen wir uns satt.

Die Sauna ruft! So eine Sauna habe ich noch nie gesehen: Sie hat ein Fenster mit Blick auf die Weide und den Deich, und ist auch ansonsten voellig verglast. Ich kann aus ihr heraus in das Haus hinein schauen. Sehr angenehm. Der Aufguss sorgt dann dafuer, dass die Sauna-Fenster beschlagen.

Es ist auch den ganzen Nachmittag ueber sehr ruhig und ich glaube, das liegt nicht nur daran, dass Sonntag ist. Fanø muesste uebersetzt eigentlich Insel der Stille heissen, wenn man das ewige Gezwitscher des Gefieders und das spezielle Gurren der Tauben ausblendet. Und das Maehen der Schafe.

Den Schafen haben wir heute Nachmittag einen Besuch abgestattet. Gerade als wir auf sie zugingen, fingen sie an, hektisch zu rennen. Nicht wegen uns, sondern weil ihnen jemand Futter in die Troege gekippt haben muss, die auf dem Deich stehen. Schmatzend und guckend standen sie dann rum und liessen sich von mir fotografieren. So habe ich eine neue Beute an schoenen Bildern geschossen. Langsam fuellt sich mein digitales Fotobuch.

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