Aktionswoche Alkohol. Schwerpunkt: Frauen und Sucht

Frauen trinken anders als Männer und das ist kein dummer Witz, sondern bitterer Ernst mit fatalen Folgen. Die Aktionswoche Alkohol, die regelmäßig von der hamburgischen Landesstelle für Suchtfragen veranstaltet wird, stellt sich diesmal dankenswerterweise diesem immer noch nicht tief genug beleuchtetem Thema. Heute war in Hamburg die Auftaktveranstaltung mit guten Referaten. Hier eine Zusammenfassung:

Risikohaftes Trinken wirkt sich bei Männern und Frauen ganz unterschiedlich aus und hat auch unterschiedliche Ursachen. Eine betrunkene Frau stößt auch auf viel mehr gesellschaftliche Ablehnung, als ein Mann. daher ist ihre Sucht viel heftiger schambesetzt. Das macht eine Behandlung schwer. In Hamburg gehen wir von 8.000 alkoholsüchtigen Frauen aus, bei 20.000 Männer.

Was viele nicht wissen: Die geistige Behinderung eines Kindes durch den Alkoholkonsum der Mutter während der Schwangerschaft ist weiter verbreitet als das Downsyndrom. Auf der anderen Seite sind Frauen bei ihren alkoholkranken Partnern viel engagierter als umgekehrt. Eine Frau profitiert nicht von einer Partnerschaft, wenn sie alkoholabhängig ist. Im Gegenteil. Sie ist öfter Opfer von Gewalt.

Da Frauen weniger öffentlich trinken und andere Motive als Männer haben, muss das Behandlungsangebot anders ausgerichtet sein. Oft kommen zudem Kinder hinzu, die ebenfalls Opfer sind und eine für sie belastende Rolle in der Familie einnehmen.

In der Rehabilitation nimmt die Sucht die größten Stellenwert ein, noch vor Herz-/Kreislauferkrankungen. Jährlich gibt allein die Rentenversicherung Nord 30 Millionen Euro für Rehabilitation von Suchterkrankten aus.

Erst 1968 wurde durch eine richterliche Entscheidung festgestellt, dass Alkoholismus eine Krankheit ist. Doch ist sie nach wie vor männlich dominiert. In der Suchthilfe widerum arbeiten mehrheitlich Frauen.

Lange unerkannt und dennoch stark vorhanden ist die Ko-Morbidität bei Frauen, also das Wechselspiel von psychischen und psychosomatischen Leiden. Die Suchthilfe hat hier eine große Aufgabe, dies zu erkennen und sich selbst auch auf dem aktuellen Stand der Erkenntnisse zu halten. Bei Frauen kommen auf auch Beschwerden in den Wechseljahren hinzu, aber auch die alleinige Verantwortung für die Kindererziehung und Aufgaben der häuslichen Pflege. Ko-Morbidität führt zu Chronifizierung und verursacht ein komplexes Krankenbild.

Inwieweit die Suchthilfe in Hamburg auf dieses Thema ausreichend eingestellt ist, muss kritisch hinterfragt werden. Die Fachkompetenz ist vorhaben. Aber wie soll sich die Suchthilfe unter dem Diktat der Schuldenbremse entwickeln?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert