Weder witzig, noch originell, DKMS

Ich bin der Deutschen Knochenmarkspendedatei (DKMS) seit Jahren eng verbunden. Zweimal habe ich Typisierungen im Betrieb organsisiert und mein Blut ist natürlich auch typisieren lassen – für den Falle der Fälle. Ich hoffe, ich werde einmal jemandem helfen können, der an Leukämie erkrankt ist. Mit ihrer neuesten Werbe-Idee hat die DKMS allerdings voll daneben gegriffen – und sich eines sexistischen Klischees bedient.

Vor gut einer Woche hat offenbar eine Massenversand an Postkarten stattgefunden. Auch ich wurde beschickt. Das Motiv: Eine Ladnkarte von Mallorca. Mit einer Mädchenhandschrift darauf ist geschrieben: „Mein Lieblingsstrand“, „Mein Lieblingsessen“, „Hier war ich schwimmen.“

Auf der Rückseite steht dann eine handgeschriebene Botschaft, in der eine 15-jährige Michelle mitteilt, dass sie den Blutkrebs besiegt habe. Jetzt bietet sie ihre Urlaubsvideos an. Ich soll einfach auf die Internetadresse gehen, die da steht. Ein Herzchen ist neben dem Namen gemalt. Und dann kommt noch der Hinweis: „Papa hat die schönen Fotos gemacht.“

Ich denke umgehend an die Lolita-Masche und schmeiße die Karte weg. Man weiß ja heute, dass sich Spammer seriöser Absender bedienen. Mit einschlägigen E-Mails mache ich das genauso. Bevor ich auf eine pornografische Seite gelange, die mir scheinbar Minderjährige für käuflichen Sex anbietet und mit vielleicht sogar auch noch einen Virus in den Rechner pflanzt, lösche ich und gehe wieder meinem Tagwerk nach.

Doch denkste.

Ich werde von anderen auf diese Postkarte angesprochen. Verwunderung überall. Aber. Es geht wirklich um ein Mädchen, dass den Knochenkrebs dank Stammzellenspende besiegt hat. Was für eine blöde, zweideutige Masche. Hat die DKMS das nötig?

Liebe DKMS, das ist eine schlechte Idee gewesen. Vielleicht gut gedacht, doch schlecht gemacht. Meine Bitte ist: Löscht dieses Angebot. Damit erreicht ihr höchstens notgeile Spanner, aber keine potenziellen Spnderinnen und Spnder.

Ich glaube übrigens, dass es Michelle wirklich gibt. Ich freue mich, dass sie gesund geworden ist. Ich hoffe weiterhin, dass auch ich irgendwann einmal jemandem helfen kann. Ich hoffe aber auch, dass noch mehr Leute sich typisieren lassen. Aber das geht nur mit durchdachter Werbung.

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