Ein echter Nachbarschatz

dsc_5843Der Name des Mehrgenerationenhauses, das ich heute am 8. Tag meiner Sommertour mit Tanja besucht habe, ist Programm: Nachbarschatz. Im letzten November ist es aus der Müggenkampstraße in die Amandastraße umgezogen.

Uns erwarten hohe, helle Räume. Im Café sitzen Frauen beim Klönschnack, in der offenen Küche wird gearbeitet. Wir sind mit der Gründerin Dagmar Engels verabredet, die den Nachbarschatz leitet. Früher machte sie Mütterberatung, das wuchs in die Selbsthilfe weiter. Angefangen hat Dagmar Engels einmal mit 60 Quadratmetern, heute sind es 1.000, auf denen sie Menschen jeden Alters Beratung, Hilfe, Kontakte und Austausch ermöglicht. Oder dass man nur einmal in Ruhe reden kann.

Vor allem Frauen, oft mit Kindern, Beruf, Haushalt und Partnerschaft überfordert, finden bei ihr und ihrem Team Unterstützung. Sogar eine kleine Wohnung ist im Nachbarschatz untergebracht, für Notfälle.  Bei Krisen ist Intervention möglich, stundenweise werden ganze Familien beraten, um ihre Situation zu stabilisieren. „Die Leute wissen manchmal nicht mehr ein noch aus“, erzählt uns Dagmar Engels. „Dann ist es gut, wenn wir sie zum Miteinanderreden bringen.“ Es kommt auch schon mal eine Rechtsanwältin vorbei, die nicht weiß, wohin mit ihrem Kind, wenn der Job familiengerechte Zeitgrenzen sprengt. Eine Notkindergruppe machts möglich.

Informationsabende für SeniorInnen zu verschiedenen Themen und PC-Kurse 50+ locken Ältere in die Einrichtung.

Auch eine richtige Kita, die 60 Null- bis Sechsjährige aufnehmen kann, gibt es. Sie liegt im ersten Stock. Wir gehen durch gemütliche Räume mit Kuschelecken, Kletterburgen, und schauen in ein Schlafzimmer für die Kleinsten (von denen leider keines da ist, dem wir beim Schlummern zusehen können). Quietschbunte Zahnbürsten hängen lustig aufgereiht an der Wand des Bades, eine professionell eingerichtete Küche mit Minimöbeln bietet Platz für Kinderkeksebacken und anderes Kochwerk. Lucie, ein kleiner schwarzer Mischling, der Dagmar Engels anfangs nicht von der Seite gewichen ist, schaut sich alle Ecken an und rennt dann voraus.

Ich verschenke einen kleinen Wasserball – mit dem Aufdruck: Zur Sonne, zur Freiheit, DIE LINKE – von denen ich noch 49 weitere während meiner Sommertour loswerden will. Hier ist er gut aufgehoben, die Erzieherin freut sich.

Der Nachbarschatz ist eines von fünf Mehrgenerationenhäusern in Hamburg, die mit Mitteln aus verschiedenen Töpfen finanziert werden. Aber ohne die vielen Ehrenamtlichen und so manche Überstunde würde das Angebot nicht laufen. Ergänzend hat eine Hebamme ein Zimmer in dem Haus, es gibt ein Farbenlabor als Kunstwerkstatt, eine Wäscherei, ein Friseur-Studio und einen kleinen Raum für Wellness und Massage. Das MUT-Theater war schon vorher im Haus Nr. 58 untergebracht, jetzt nutzt man Büros zusammen.

Noch ist der Nachbarschatz nicht ganz heimisch im Eimsbütteler Süden geworden, aber langsam spricht es sich herum, was für eine einzigartige Anlaufstelle ins Viertel gezogen ist. Es wird nicht mehr lange dauern, dann wird das Mehrgenerationenhaus fester Bestandteil am Rande der Schanze sein. Am besten sollte man mal selbst vorbeischauen. Der Kaffee schmeckt 1a!

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