Schlumpfine: BILD und die „irre“ Gleichstellung

frauenstrac39feDas Verhohnepiepeln der Frauenfrage betreibt BILD mit Manie. Eines der letzten Beispiele: Die Straßennamen Hamburgs. Das Blatt berücksichtigt zu Beginn der Sommerpause Ende Juni viel Platz, um den Irren Plan von Hamburgs Justizsenatorin zu entlarven.

BILD fragt: „Heißt Schlump bald Schlumpfine?“  Illustriert ist der Text in der Printausgabe mit Verballhornungen etlicher weiterer bekannter Hamburger Straßen. Oh, Schreck! Diese Weiber!

Dass aber sowohl Intention wie auch die Faktenlage unsauber aufbereitet sind, zeigt die Antwort auf meine Schriftliche Kleine Anfrage.

Zwar zitiert der Autor aus dem Gleichstellungspolitischen Rahmenprogramm, das er im weiteren Verlauf seines Texte auf den „Schiedeck-Plan“ reduziert. Aber er bleibt den Beweis schuldig, dass großartige Umbenennungen von Straßennamen zum Zwecke der geschlechterausgewogenen Benennung von Frauennamen auf Verkehrsflächen geplant ist. Schon gar nicht soll es „bald auch eine Frauenquote für Straßennamen“ geben, wie er behauptet.

So heißt es auf meine gezielte Nachfrage (Nummer 4):
Bei Umbenennungen werden Namen von Frauen ebenso berücksichtigt wie von Männern, Ereignissen oder Geländebezeichnungen. Umbenennungen erfolgen allerdings nur im Ausnahmefall, z.B. zur Beseitigung von Unklarheiten oder wenn die Benennungen in eklatanter Weise die heutigen Wertvor-stellungen verletzen, wie es bei der Benennung nach NS-belasteten Personen der Fall ist.

Diese Frage hätte der Autor im Rahmen seiner Recherche stellen müssen! Hat er aber nicht. Warum? Man hat ja als Kronzeugin eine Frau!, eine „empörte“ Bürgerschaftsabgeordnete der CDU, die dem Senat „Regulierungswahn“ vorwirft.

Wer ist nun eigentlich irre? Der Plan? Die Senatorin? BILD? Irre sein kann zweierlei bedeuten; „an einer Psychose leidend“ oder auch „sich ziellos bewegend“. Beides trifft weder auf die Justiz- und Gleichstellungssenatorin Jana Schiedeck zu, noch auf Springers BILD.

Warum?

Bei dem Gleichstellungspolitischen Rahmenprogramm handelt es sich um ein zentrales Reformvorhaben des Senats. Es ist das Ergebnis vieler Jahre Kämpfe Hamburger Frauenbewegung und hat sein Vorbild in Berlin, wo ein vergleichbarers Programm seit zehn Jahren wirkt.

Bei der Berichterstattung über frauenpolitische Themen und auch über die Gleichstellungssenatorin wird systematisch scharf auf alle Feinde und Feindinnen der androzentristischen Denkweise geschossen – Querschläger einkalkuliert. Wer erinnert sich noch an den halbseitigen Bericht über die Gemälde im Rathaus? Auch dazu hatte ich gebloggt.

Fakt ist: Die Umsetzung des Gleichstellungspolitischen Rahmenprogrammes erfolgt in Bezug auf Verkehrsflächen und auch auf Ehrungen und Orden viel zu zögerlich. Das gibt der Senat in seiner Antwort auch zu: „Die zuständige Behörde wird auf die Bezirksverwaltung erneut zugehen und auf die Problematik hinweisen.“

Auch das hätte der BILD-Mann leicht herausfinden können. Wollte er aber nicht.

 

14 comments

  1. m sagt:

    „Verhohnepiepeln“

    Weiter habe ich es nicht geschafft. Geht nicht.
    Sobald ihr Frauen eure „Hausfrauenschreibsprache“ abgelegt habt, komme ich eventuell zurück.

  2. Polly sagt:

    BILD befeuert halt gerne den Hass des „kleinen Mannes“, und was würde sich dazu besser eignen, als an seine Angst vor (starken) Frauen zu appelieren. Erst wollen ihm Die Grünen „ihr Fleisch verbieten“, nun soll ein anderes „Fleisch“ auch gleichgestellt sein. Die ganzen schönen Privilegien, die Dominanz, die Herrlichkeit und Gottesebenbildlichkeit – alles müssen sie einem heute streitig machen. Wie gemein.

    • pavla sagt:

      ach, Polly, zu beginn des kommentares wendest du dich gegen aufstachelung zum hass und dann verhöhnst du wie die bildzeitung dein gegenüber. das kann nicht das richtige sein. .

      privilegien haben wir weiber auch. und „Gottesebenbildlichkeit “ gilt für menschen, nicht für ein geschlecht.

  3. Klaus sagt:

    „Feinde und Feindinnen“
    .
    Wer so schreibt, den nimmt man nicht ernst.
    Und, als freundlicher Mensch (freundliche Menschin) gerne auch extra für Sie:
    Wer so schreibt, die nimmt man nicht ernst.

  4. Hera sagt:

    „Feinde und Feindinnen …“
    blöder geht’s echt nicht mehr

  5. Karsten Knoth sagt:

    Das zeigt, das hier viele Leute einfach zuviel Zeit haben. Vielleicht sollte die Frauenbewegung mal was tun was Jemandem dient als sich über Tiefdruckgebiete oder Strassennamen aufzuregen.
    First world problems

  6. Jenna sagt:

    Wie die ganzen Männer hier wieder rumflennen, sehr bezeichnend 😉
    So, ihr Mimosen, mal tief luftholen und feststellen: ich bestätige ja gerade alles oben Gesagte. Ich lach mich scheckig ey

  7. hiro sagt:

    In Berlin konnte man das Wirken dieses Beschlusses sehr schön am Mendelssohn-Platz sehen.

    Soll mir recht sein – solange Frauen ihre Energie dafür aufwenden, dass ihre unbekannten Vorfahren auf Straßenschildern verewigt werden, kratzen sie wenigstens nicht an meinen Privilegien als Mann.

  8. Maren Müller sagt:

    Wer versucht (oder offen praktiziert) das neutrale, über alle genderkritischen Bedenken erhabene Wort „Mensch“ ins generisches Femininum zu pressen, den nimmt man nicht ernst. Frau auch nicht.

    Zum Thema: Dass es laut Statistik insbesondere die Männer sind, die besagtes Blatt mit Vorliebe konsumieren, verwundert die alberne Kritik am Aufbegehren gegen die Besitzstandswahrer in unserer Gesellschaft nicht. Also: Nicht locker lassen, Mädels.

  9. Mario sagt:

    Und da wundert sich „Frau“, dass sie von „Mann“ nicht ernst genommen wird?
    Gibt es denn nicht wirklich ernstere Themen und Probleme um die sich solche „Frauenbewgungen“ kümmern könnten???
    Jetzt gehts nicht nur mehr um Emanzipation, Sexismus-Vorwürfen, nein, nun sollen gleich am besten beide Geschlechter abgeschafft werden… Gender…
    Man man man, soviel Zeit möchte ich auch mal ÜBER haben.
    Und das hat Mann nun davon, wenn man seine Frau abends zum Strick-Kurs lässt.

  10. Henning sagt:

    Das Verhohnepiepeln haben sie schon selber geschafft.
    Ich bin durchaus für Gleichstellung… wie ich auf der Arbeit sehen, ist dies mittlerweile eine Selbstverständlichkeit.

    Gleichstellung bei Straßennamen ist aus meiner Sicht einer der unwichtigsten Themen überhaupt. Machen sie mal eine Umfrage, wie viele Leute dies wichtig finden.

    Ich fände es besser, wenn sich Politiker mal mit Dingen beschäftigen, die den Wähler berühren, statt ihre eigene knapp bemessene Zeit zu verschwenden.

    Zum eigentlichen Thema:
    Das Straßennamen mit historischen Kontext proportional mehr Männernamen tragen, ist im übrigen die logische Konsequenz der damaligen Männergesellschaft. Frauen waren halt nicht gleichberechtigt, so dass im Verhältnis mehr Männer historisch bedeutsame Leistungen vollbringen konnten. Dies jetzt künstlich beseitigen zu wollen, führt zur Diskriminierung von männlichen Persönlichkeiten, deren Leistung im Verhältnis zu Frauen geringer gewürdigt.

    Aber wie gesagt…. ein völlig uninteressantes Thema. Wichtiger fände ich als Anwohner eine kurze prägnante Straßenbezeichnung egal ob männlich oder weiblich.

  11. benjamin sagt:

    bild ist doch nur im erweiterten sinne als zeitung zu bezeichnen, hinter dem ganzen müll steckt noch nicht mal ideologie. scripted reality – schön, wie einfach man volkszorn basteln kann.

  12. Piffy sagt:

    Der Verweis auf Berlin ist ganz passent: Da gibt es eine Posse um den jetzt neu benannten Fromet- und Moses-Mendelssohn-Platz. Eigentlich sollte er nach Moses Mändelssohn benannt werden, doch der war männlich. Erst durfte der Platz nicht nach Ihm benannt werden, weil er Jude war, später weil er ein Mann war.
    „Er wird nun sowohl nach Moses Mendelssohn als auch seiner Gattin Fromet benannt. Moses Mendelssohn wird durch die Benennung des Platzes geehrt, weil er Wegbereiter der Aufklärung war. Fromet Mendelssohn wird geehrt, weil sie eine Frau war.“

  13. quietscheentchen sagt:

    Habe ich mich nun verlesen, oder etwas missverstanden? Ich interpretiere die Texte so, dass die Frauenquote bei neuen Strassen oder selten bei begründeten Umbenennungen zum Tragen kommen soll (den Axel-Springer-Platz in Alexandra-Springer-Platz umzubennenen mit dem Hinweis „Axel ist ein Männername“ ist im Sinner dieses Vorschlages wohl NICHT begründet). Von einer Zwangsumbenennung lese ich demnach nichts.

    Was spricht also dagegen, zusagen, dass wenn man eine NEUE Straße benennen soll, einfach auch mal Frauennamen in Erwägung zu ziehen?
    Ich habe mal kurz im Internet gestöbert und konnte in Hamburg keinen Ort mit namentlichem Bezug auf Sophie Scholl, Rosa Luxemburg, Marie Curie etc. finden. Also Luft ist durchaus noch vorhanden.

    Und diese Stumpfsinnige Arrgumentation: „Gibt es denn nichts wichtigeres, als…“
    Gibt es denn nichts wichtigeres, als GEGEN so einen Vorschlag opposition zu machen? Das Aufregen dagegen bindet doch genau so viel Kraft, wie wenn man sagen würde (es ist ja unwichtig!), dann nehmen wir die Idee halt hin, und kümmern und weiter um den Welthunger. Wobei: Ist der Aufschrei (jupp, nun kommt ein Klischee) aller Männer, wenn die ChampionsLeague nicht mehr im deutschen Fernsehen kommt, im Vergleich zum Welthunger gerechtfertigt? Oder sollten sich die Männer, die sich dann zusammen rotten, nicht auch um „mein Gott nochmal“ was wichtigeres kümmern?
    Und die Alkoholverbotszonen in Hamburg bspw. ja selbstverständlich auch von den Linken/SPD/Grünen, da die uns ja immer nur den Spass verderben wollen und sowieso die „Verbieter-Parteien“ sind. *motzmotzmotz*
    Nur so am Rande: Die Idee war von der CDU.

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