Kultur & Gender: Fest verankertes Frauenbild

Reicht es aus, wenn eine Frau an der Spitze steht? Wenn man die öffentliche Diskussion verfolgt, scheint es fast so zu sein. Pro Quote und andere fordern mehr Frauen in Führungspositionen, dier SPD-Senat hat eine Bundesratsinitiative für eine Frauenquote in DAX-Vorständen eingebracht. Meine Meinung habe ich oft genug Kund getan: Das reicht nicht, das ist noch nicht einmal unbedingt ausschlaggebend.Wie sieht es bei der Kulturpolitik, konkret in Hamburg, aus?

Das Gleichstellungspolitische Rahmenprogramm hat am 5. September seine erste Runde nun auch im Kulturausschuss der Hamburgischen Bürgerschaft gedreht. Die Senatorin Prof. Dr. Kisseler stellte eingangs dar, dass immer mehr Frauen unter den Studierenden seien, Frauen im Kulturbertrieb in Hamburg oft an den Spitzen sind – bis auf die Intendanzen: Von 141 öffentlichen Theater hätten 26 Frauen als Führung, sechs davon in Hamburg. Und vier von sieben Museen würden von Frauen geführt.

In den Gremien gäbe es nach wie vor eine Unterrepräsentanz. Es herrsche ein fest verankertes Frauenbild vor. In der Gedenkstättenpädagogik sei der Genderblick allerdings schon Alltag. Bezogen auf die bereits viel thematisierte Männernamen-Lastigkeit bei Verkehrsflächen befand die Senatorin, dass dies nachbesserungsdürftig sei, sie hätte nun schon zwei Mal die sieben Hamburger Bezirke schriftlich aufgefordert, Frauennamen zu berücksichtigen und sich dabei der von Dr. Rita Bake aufgebauten Frauendatenbank zu bedienen.

2.400 Straßennamen sind in Hamburg nach Männern und nur 345 nach Frauen benannt. Wird der Senat irgendwann von seinen Evokationsrecht Gebrauch machen?, wollte ich wissen. Inwieweit ist Gender im Rahmenkonzept Kinder- und Jugendkultur berücksichtigt und wie wird das umgesetzt? Welche Ankäufe finden von Bibliotheken unter Gendergesichtspunkten statt und was bedeutet es konkret, wenn bei NDR eine „aktive Gleichstellungspolitik“ betrieben wird? Wird das Frauenmusikzentrum nachhaltig finanziert? Wie verhält sich die Senatorin dazu, dass der Henri-Nannen-Preis, für den Hamburg immerhin 90.000 Euro im Jahr locker macht, ausschließlich an Männer verliehen wurde? Und was plant der Senat zum Bach-Jahr 2014 in Bezug auf Gender?

Die Antworten befriedigten nicht, denn es waren eher Allgemeinplätze und Wiederholungen der Bestandsaufnahme, die das Gleichstellungspolitische Rahmenprogramm weitgehend kennzeichnet. Einzig, dass das Evokationsrecht nicht wahrgenommen werden wird, teilte ich in der Einschätzung. Keinerlei Sensibilität ist beim Senat aber im Hinblick auf eine gendersensible Kulturpolitik vorhanden, was die Ausstellungen in Mussen angeht – Sonderausstellungen wie zur Sex-Arbeit im Museum der Arbeit mal ausgenommen, aber es geht ja um die Integration, um das selbstverständliche Mitdenken. Zum NDR konnte mir auch die Senatorin nichts sagen, auch wenn ich ihren Spruch: „Gemeinsam bleiben wir lästig“ humorig fand.

Aber auch das ist die Senatorin: Immer ein nettes Zitat auf der Zunge. Das mit dem Henri-Nannen-Preis fand sie ja auch nicht gut, setzt aber auf den weiblichen Einfluss einer Julia Jäckel – was mir nicht reicht! Ich hätte mir eine klare Ansage bezüglich der 90.000 Euro gewünscht! Auch zum Bach-Jahr hörte ich nichts. Nach dem Motto: Da wird doch nur Musik gespielt und Bach war nun mal ein Mann. Die Gendermaßnahmen in den Bibliotheken sollen irgendwann auf ihre Wirksamkeit hin evaluiert werden.

Fazit: Genderpolitik spielt in der Kultur keine so untergeordnete Rolle wie in anderen Politikfeldern, z.B. dem Sport oder der Wirtschaft, muss aber dringend weiterentwickelt werden. Der NDR scheint für keinen Ausschuss ein Thema zu sein. Das heißt also: Blick schärfen, alles durchforsten und hinterfragen, beim NDr nachhaken. Hier kommt Arbeit auf die Linksfraktion zu – und ich freue mich darauf!

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