Krankheit und Gesundheit – wer zahlt wofür?

Schade, dass nur 16 Menschen an dieser Wahlveranstaltung teilgenommen haben: Immerhin ging es um wichtige Themen: Wie bleiben wir gesund? Was macht krank? Und wer soll das bezahlen? Eingeladen hatte Klima e.V. in das Gesundheitszentrum St- Pauli, dem ehemaligen Hafenkrankenhaus.

Fragen gab es viele – vor allem aber Statements aus dem Publikum und sehr viele eigene, persönliche Erfahrungsberichte und Krankheitsgeschichten. Das ist der Vorteil einer kleineren Runde und so war der Austausch recht intensiv. Es war eine neue Situation für die BundestagskandidatInnen, so nah mit einem Thema konfrontiert zu sein, so mein Eindruck.

Ich kenne das: Als Betriebsrätin habe ich schon viele Erzählungen und Leiden von Mobbinggeschädigten, von chronisch Erkrankten gehört. Die tiefen Wunden können vernarben, aber sind immer existent. Hilft ein Präventionsgesetz? Wie können Arbeitgeber unterstützen und vorbeugen, dass Arbeit nicht krank macht?

Ich machte mich auf, die Mythen im Gesundheitswesen zu widerlegen: Kostenexplosion im Gesundheitswesen und demografischer Wandel müsssen oft genug dafür herhalten, dass Gesundheit nicht mehr so bezahlbar sei, wie früher. Ebenso wird immer wieder an die Menschen appelliert, sich gesundheitsbewusster zu ernähren (Ein Apfel am Tag) und nicht so viel Zucker zu sich zu nehmen. Widerspruch! Was für ein Blödsinn!

Ich bin zwar eine Verfechterin von Aufklärung, gesundheitsbewusstem Verhalten und selbstbewussten Handeln der Patientin, dem Patienten. Aber es ist faul, den Betroffenen die Schuld in die Schuhe zu schieben – weil sie nichts dafür können, dass das Gesundheitswesen heute Gesundheitswirtschaft heißt, ein Markt mit krachenden Profiten ist und in den Krankenhäusern nach deren Privatisierung Deutschlandweit Hunderttausende Arbeitsplätze abgebaut wurden. Es ist FDP und CDU-Logik, den Leuten zu sagen, ernährt Euch mal bewusster. Wie sollen das Hartz-IV-Empfänger_innen machen? Und solange Betriebe nur freiwillig mehr für die Gesundheit ihrer Beschäftigten tun, ändert sich nicht viel.

Mit einer solidarischen Bürgerinnen- und Bürgerversicherung, in die alle Menschen, unabhängig von ihren Einkommen einzahlen, können die Bedarfe gedeckt werden. Mit einer Begrenzung der Arzneimittelpreise kann der Profithascherrei der Pharmaindustrie ein Riegel vorgeschoben und mit einem neuen Sektorenzuschnitt (Aufteilung der Arztpraxen) und einer Aufhebung der Trennung zwischen Ambulant und Stationär können die Menschen besser versorgt werden.

Sieben Jahre eher sterben Menschen, die unter der Armutsgrenze leben. Das müsste ausreichend Grund sein, das Gesundheitswesen endlich umzubauen und umzuverteilen. Aber was sagte einer der Teilnehmer, der sich vorher als FDP-Funktionär geoutet hatte, zu mir: „Bei Ihnen hat man den Eindruck, die gesamte Menschheit sei krank.“

Na, dann: Gute Besserung.

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