„Wir dürfen nicht wählen.“

Hausbesuche gehören zum Wahlkampf dazu. Eine Woche vor der Bundestagswahl sind Rainer und ich durch Häuser der Lenzsiedlung gegangen und haben an ca. 100 Türen geklingelt.

Auch wenn viele der Menschen, die uns öffneten, kein Wahlrecht haben, nahmen sie doch gern unsere Informationen. Dem Satz „Wir dürfen nicht wählen“ entgegneten wir: „DIE LINKE will das Wahlrecht für alle Menschen, die hier leben.“

Hausbesuche geben Einblicke. Sie sind zugleich Offenbarungen: Wie viel Distanz muss sein, wie stelle ich Nähe her? Das Umfeld der Haustür gibt mir einen ersten Eindruck, wer mir öffnen könnte: Regale mit Schuhen verschiedener Größen, Wäscheständer, Kinderwagen und Fahrräder verraten mir etwas über die BewohnerInnen, ohne dass ich ihnen ins Gesicht geschaut habe.

Meistens machten Frauen auf. Manchmal Kinder. Die wenigen Männer, die öffneten, waren eher distanziert – vor allem die Deutschen. Wer mich nicht so gut verstand, holte die älteste Tochter oder den Partner an die Tür.

Ein Paar, das in dem Moment aus seiner Wohnung ging, als wir nebenan klingelten, erkannte mich: Ich würde doch kommende Woche in die Moschee zu Besuch kommen? Der Mann zeigte auf das Bild meines Personenflyers. „Ja“, sagte ich. Und als sein Nachbar die Tür öffnete, wurde er gleich darüber informiert, wer ich bin und dass ich nächste Woche zum Gespräch vorbeikomme.

Dass häufiger an den Türen geklingelt wird, konnte ich daran sehen, dass eine Mietpartei neben seine Tür ein Schild aufgehängt hatte, auf dem stand: „Wir möchten unseren Telefonanbieter nicht wechseln, klingeln Sie HIER NICHT!“ Unsere Materialien wurden hingegen genommen. Sie sind ja auch garantiert kommerzfrei!

 

 

 

Ein Kommentar

  1. fred jörke-kunath sagt:

    Schön. Bin ja mal gespannt, wie Du im Ergebnis abschneidest. Ich wünsch dir alles Gute!

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