Drei Tage lang ist eine neunköpfige Delegation der Hamburgischen Bürgerschaft nach St. Petersburg gefahren. Es ist die älteste Städtepartnerschaft, die Hamburg hat, sie besteht seit 1957. Ich bin für DIE LINKE mit dabei. Auch alle anderen Fraktionen haben Abgeordnete entsendet.
Normalerweise werden Bürgerschaftsdelegationen immer sehr begrüßt, regelmäßig fahren Abgeordnete dahin, aber diesmal war es anders: Die Hamburger Jungen Union meinte, die Reise müsse verschoben werden – wegen der Situation in der Ukraine. Es war aber nur ein wichtigtuerischer Sturm im Wasserglas, denn selbst die CDU-Bürgerschaftsfraktion griff den Willen ihrer Parteijugend nicht auf. Und wenn man sich mal vorstellt, wie lange es diese Städtepartnerschaft schon gibt, dann hätte man schon lange zigtausend Gründe finden können, Reisen zu unterlassen. BILD meinte natürlich, darüber mehrfach lästern zu müssen, aber das war so substanzlos, dass das eigentlich niemanden groß interessierte.
Ich finde es wichtig, nach St. Petersburg zu fahren, trotz und gerade wegen der Ukraine, trotz und gerade wegen der homophoben Gesetzgebung. Was haben wir für bessere Möglichkeiten, als miteinander zu sprechen? Zu der kritikwürdigen Gesetzgebung, die Propaganda und Werbung für Homosexualität unter Strafe stellt, hat sich die Bürgerschaft ganz klar positioniert und dies auch mitgeteilt. Es ist dennoch so, dass dieses Gesetz auf große Zustimmung in Russland stößt. Ich habe mir vorgenommen, mit den Menschen, die ich treffe, darüber zu diskutieren. Zwischen Hamburg und St. Petersburg gibt es viele Kooperationen und eine der wichtigsten ist wohl der regelmäßige SchülerInnen- und Jugendaustausch. Und ich finde, das muss so bleiben und ausgebaut werden.
Wir haben unseren ersten Abend auf der Newa verbracht, und da gerade Männerfußballweltmeisterschaft ist und die belgische gegen die russische Mannschaft antrat, waren die Straßen der Stadt und der Fluss ziemlich leer. Nur wenige Menschen haben wir an den Ufern gesehen. Sie saßen im Gras oder schlenderten die Wege entlang. Die Luft war ausgesprochen mild. Für seine „weißen Nächte“ ist St. Petersburg berühmt. Weiße Nächte bedeutet, dass es um diese Jahreszeit nicht richtig dunkel wird. Die Abendröte geht in die Morgenröte über. An der Aurora, dem berühmtesten Denkmal der Stadt, sind wir vorbeigefahren. Ich habe sie natürlich abgelichtet und auch gleich auf Facebook verbreitet.
Ich dachte eigentlich, es ist viel kälter so weit oben im Norden, so aber ist es natürlich angenehm. Dennoch bin ich ganz schön müde und werde mir das Spektakel nicht ansehen – zumindest nicht heute Nacht.
Unsere Tage sind vollgepackt mit Politik und Kultur: Morgen gibt es zunächst ein Gespräch mit der Generalkonsulin Heike Peitsch. Anschließend gibt es mehrere Gespräche mit VertreterInnen von Parteien Russlands und VertreterInnen der gesetzgebenden Versammlung und ein Besuch des Fabergé-Museums. Doch darüber schreibe ich dann Morgenabend.
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