Bei SeniorInnen in Barmbek

image1Am Sonntag war ich bei der Arbeiter- wohlfahrt eingeladen. Ein Wahlkampf- termin, bei dem es nichts zu kämpfen gab, sondern Kaffee und Kuchen. 50 ältere Frauen und Männern waren gekommen, sie nahmen an acht Tischen Platz. Wir waren zu fünft – von jeder Partei aus der Bürgerschaft.

img_1701Wir hielten kurze Eingangsstatements zur Seniorenpolitik. Ich kam auf die fehlerhafte Wohnungsbauplanung, die zu langsam voranschreitende Barrierefreiheit und auf die Situation der Pflegeheime zu sprechen. Der CDU-Mann sagte, er hätte von Seniorenpolitik wenig Ahnung, aber man könne ihn zur Wahlkampfkampagne der CDU befragen. Außerdem hätte er ein „Zielgruppenflugblatt“ mitgebracht. Die Gäste schauten gelangweilt auf die Flyer, die neben den Butterkuchen lagen. Sie hatten Fragen mitgebracht, auf kleinen Zetteln notiert. Wir Wahlkämpfenden setzten uns an verschiedene Tische. Alle zehn Minuten wechselten wir die Plätze.

Während einer der Damen erzählte mir, dass sie ihre Schwester pflege und sie sie nie und nimmer in ein Heim geben würde, esse ich ein Stück Kuchen. Meine Ohren blieben für sie offen. Die Frauen wirkten zufrieden, dass sie ihr Leben gestalten können.

Am nächsten Tisch sollte ich mich zur Stadtbahn äußern. Ich hatte den Satz noch nicht zu Ende gesprochen, dass DIE LINKE dafür ist, da bekam ich als Antwort: „Dann wähle ich Sie nicht.“ Im Gespräch stellte sich heraus, sie glaubte, wir würden für die Stadtbahn Hamburger U-Bahn und Busse abschaffen. Ihre Nachbarin dachte das auch. Ob ich ihre Zweifel ausräumen konnte? Außerdem glaubte sie, sie könne mit ihrem Auto nicht mehr so sicher fahren können, wenn eine Stadtbahn über die Straßen rolle. Ihre Sitznachbarin sagt: „Bis die fertig ist, hast Du Deinen Führerschein doch sowieso schon abgegeben.“

Am nächsten Tisch reden wir über den Tod. Der Herr rechts neben mir will in zwei Jahren nicht mehr leben, dann wäre er 80 Jahre alt. Ihm wäre jetzt schon langweilig. Eine Frau klagt über die schlechten Fußwege, die selbst mit ihrem Rollator schwer überwindbar seien.

Nach einer Stunde machen wir eine Schlussrunde. Der CDU-Mann redet über Menschen „60 plus“ und dass er viel gelernt habe. Ich bezweifle das. Ich glaube, er hat heute für die CDU keine gute Werbung gemacht. Man muss nicht für eine Zielgruppe über eine Zielgruppe reden. Man muss zuhören und sich unterhalten. Von Mensch zu Mensch.

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