Vor dem Jobcenter

pap_6036-300x200Dritte Woche Sommertour, zwölfte Etappe: Zwei Stunden haben wir mit Info-Stand, Beach Flag und LINKE-Fahrrad vorm Jobcenter in der Troplowitzstraße gestanden. Als unser besonderer Gast kam Inge Hannemann hinzu, die sich die Zeit genommen hatte, mit uns, Vorbeigehenden und den Jobcenter-Beschäftigten zu reden. Tim Golke, mein Abgeordnetenkollege, war dabei und auch Ralf, Bernd, Barbara und Jens haben den Stand verstärkt. Danke dafür, das hat Spaß gemacht!

Wir sind ziemlich aufgefallen, denn der Bürgersteig vorm Jobcenter ist nicht breit. Ob wir deswegen besonders viele KLAR, Flugblätter zum Volksentscheid „Unser Hamburg, unser Netz“, Kugelschreiber und linke Notfall-Pässe losgeworden sind? Ungelogen: Fast jede und jeder, der/die ins Jobcenter ging oder herauskam, hat außerdem unseren Hartz-IV-Beratungsflyer angenommen.

Eine Passantin schüttelte den Kopf, als ich ihr eine KLAR anbot. Wenige Meter hinter mir hielt sie an und ließ ihren Hund von der Leine. Der wälzte sich ausgiebig rücklings hin-und-her-schubbernd auf der kleinen Wiese, die als Zierde vor dem Gebäude angelegt wurde. Ich habe mir das tierische Schauspiel angesehen – und kam dann doch mit der Frau ins Gespräch. Jeden Tag, erzählte sie mir, geht sie mit ihrem Vierbeiner dorthin, um ihm das Gras zu gönnen. Wie bescheiden, dachte ich mir, denken die Leute mittlerweile – ein winziges Rasenstück wird zum Hundeparadies. Bei den wenigen Auslaufflächen in Eimsbüttel ist das allerdings kein Wunder. Ich hätte dem Wauwau und seinem Frauchen etwas anderes gegönnt.

Viele Menschen haben uns ihre Hartz-IV-Geschichte erzählt. Ihre Erlebnisse mit dem Jobcenter, ihre Sanktionserfahrungen. Einer berichtete von einem Proforma-Briefe, in dem er bedroht wurde, dass ihm die Bezüge um 30 Prozent gestrichen werden, weil er einen Termin, obwohl begründet und nachvollziehbar, nicht eingehalten hatte. Was unfassbar klingt, ist für viele bittere Realität. Das Geld reicht doch selbst in vollen Bezügen für ein normales Leben nicht. Aber einfach so kürzen? Und wer das auch noch rechtfertigt, hat offenbar vergessen, dass es Grundgesetz heißt: Die Würde des Menschen ist unantastbar!

Ein Kommentar

  1. Marktzyniker sagt:

    Bei nächster Gelegenheit bitte klären, warum die Sachbearbeiterin, die Annahme von „ungestempelten“ Formularen verweigert:

    Ab Minute 3:30 Panorama mit versteckter Kamera im Jobcenter Eimsbüttel

    http://www.ardmediathek.de/ndr-fernsehen/panorama-3/fachkraefte-werden-vergrault?documentId=20255948

    Der „Fehler“ des Antragstellers war: Er hat sich die Formulare zuvor eigenmächtig aus dem Netz geladen und ebenso eigenmächtig ausgefüllt.

    Es besteht der Verdacht, dass die Sachbearbeiterin log, als sie behauptete, sie habe eine Vorschrift oder Weisung, nur gestempelte Anträge annehmen zu dürfen, da das Jobcenter Hamburg, die Formulare selber zum Download anbietet.

    http://www.team-arbeit-hamburg.de/1/pages/index/p/10

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